Eigentlich war seit September 2024 alles geregelt: Top-Diplomatin Helga Schmid sollte im Herbst Präsidentin der UN-Vollversammlung werden. Doch dann kam es anders.

Die Ampel-Koalition zerbrach, die Grünen waren nach der vorgezogenen Neuwahl kein Teil der Bundesregierung mehr – da sicherte sich Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) den Job, der für Schmid gedacht war.

An diesem Vorgehen gibt es jetzt harte Kritik. Wer ist die Frau, die wegen Baerbock nun auf diesen Spitzen-Job verzichten muss?

Exzellente Europapolitikerin und Expertise in Berlin, Brüssel, Teheran

Top-Diplomatin Schmid (Besoldungsstufe B9, d.h. mindestens 13.294,99 Euro/Monat Bruttogehalt plus Auslandszulagen) steht seit 1990 im Dienst der Bundesregierung. Sie absolvierte eine klassische Diplomatenausbildung und arbeitete als Referentin unter Außenminister Klaus Kinkel (†82) als Helmut Kohl (†87) Kanzler war. Im Anschluss wurde sie Büroleiterin von Außenminister Joschka Fischer (76, Grüne). Da hatte sie sich schon einen exzellenten Ruf als Expertin für Europapolitik erarbeitet.

Fischer lobte sie einst als „Tüpfelhyäne“, was Schmid so einordnete: „Tüpfelhyänen sind geschickte Jäger. Sie gelten als flexibel und vor allem als außerordentlich hartnäckig – und als durchaus elegante Tiere“, erklärte sie im August 2016 der „Süddeutschen Zeitung“.

▶ Ab 2005 machte sie in Brüssel Karriere, leitete u.a. einen Stab von 30 Spitzendiplomaten.

▶ Als Vertreterin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton (68) hatte Schmid ab 2010 großen Einfluss auf die europäische Außenpolitik, war etwa Chefunterhändlerin für das Nuklearabkommen mit dem Iran.

▶ 2016 wurde Schmid Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) und lenkte damit die Kommandozentrale der EU-Außenpolitik (3700 Angestellte).

▶ Von 2020 bis 2024 war sie Generalsekretärin der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), heute arbeitet sie als Vizepräsident der Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz (MSC).

Wie geht es mit Schmid weiter?

Nach BILD-Informationen haben die Länder der WEOG (Western European and Others Group, dazu zählen u.a. Deutschland, Kanada, Australien, Israel) bereits 2015 ausgemacht, dass Deutschland den Vorsitz der UN-Generalversammlung 2025/26 besetzen darf.

Schmid soll nach BILD-Infos sehr kurzfristig erfahren haben, dass sie den auf ein Jahr befristeten Job in New York doch nicht bekommt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts betonte, dass die 64-Jährige eine hoch qualifizierte und angesehene Diplomatin sei.

Sie soll nun mit MSC-Präsident Wolfgang Ischinger (78) die operativen Geschäfte der Münchner Sicherheitskonferenz führen – bis der künftige Konferenz-Chef, Ex-Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (66), seinen Posten antreten könne.

Das sagen Insider zur Personalie

Wie BILD aus Diplomatenkreisen erfuhr, sei es zwar für Betroffene oft ärgerlich, komme aber immer wieder vor, dass Posten doch anders besetzt würden als geplant. Dass dabei eine Ministerin bedacht wird, sei bislang jedoch nie vorgekommen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts betonte, dass Baerbock den Posten antrete, unterstreiche Deutschlands Bekenntnis zu den Vereinten Nationen und die Bereitschaft, in schwierigen Zeiten besondere Verantwortung zu übernehmen.

Baerbock selbst verteidigte die Postenvergabe am Mittwoch: Schon früher hätten Außen- und Premierminister ähnliche Posten bekommen. Und die UN seien „gerade in diesen stürmischen Zeiten“ wichtiger denn je – deswegen wolle man „der Analogie von vielen, vielen Vorgängern an dieser Stelle“ folgen.