Die alten Kämpfe flammen wieder auf …

Bereits während der Corona-Pandemie waren die Virologen Christian Drosten (52) und Klaus Stöhr (66), der für die WHO gearbeitet hatte, meist verschiedener Meinung. Deshalb wundert es nicht, dass der WHO-Experte auch die BND-Erkenntnisse zur Herkunft des Virus anders bewertet als sein Kollege.

Laborthese musste man schon immer vermuten

Im Interview mit der „Mitteldeutschen Zeitung“ (MZ) wundert sich Klaus Stöhr sogar, warum unter den Experten, die im Auftrag des Kanzleramtes die unter Verschluss gehaltenen Erkenntnisse des Geheimdienstes bewerten sollen, Kollegen wie Drosten sind.

Schließlich gehört er zu den Wissenschaftlern, die „all jene, die die Laborthese auch nur in Betracht zogen, als Verschwörungstheoretiker abqualifiziert haben“.

Virologe Stöhr wörtlich: „Da kann man sich schon fragen: Hat man jetzt den Bock zum Gärtner gemacht?“

▶︎ Anders als sein Kollege sagt Stöhr über die Laborthese: „Diese musste man ohnehin schon immer vermuten.“

Selbst Entwicklungsländer können Viren manipulieren

▶︎ Selbst Entwicklungsländer hätten inzwischen die Möglichkeiten, Viren zu manipulieren. „Im Labor in Wuhan, das war auch schon bekannt, herrschte nur die Sicherheitsstufe zwei auf einer vierstufigen Skala.“

Auf die Frage, ob er sich erklären könne, wieso die Bundesregierung die BND-Daten so lange unter Verschluss gehalten habe, kritisiert Stöhr: „Das ist in meinen Augen in der Tat wenig nachvollziehbar.“

Deutsche Daten hätten helfen können

Der Virologe verweist darauf, dass es in den USA Ende 2020 verschiedene Schlussfolgerungen über die Herkunft des Virus kam. „Da hätte man sicher mit den BND-Daten helfen können.“

Wie Christian Drosten legt auch Klaus Stöhr sich nicht endgültig fest, woher das Virus stammt, ob aus dem Labor oder von Wildtieren.

Stöhr: „Wenn man das alles gegenüberstellt, ist es sozusagen fifty-fifty.“

Schlüssel zur Lösung liegt in China

▶︎ Anders als der BND, der die Wahrscheinlichkeit eines Labor-Unfalls mit 80 bis 95 Prozent beziffert, geht Experte Stöhr also vorsichtig von 50 Prozent aus.

Der Schlüssel zur Lösung liegt für ihn in China. „Schön wäre es, wenn man von dort aus direkt Viren von den ersten Corona-Fällen zur Verfügung stellen würde.“

Dann ließe sich besser nachvollziehen, „ob dieses Virus unter Umständen von Menschen im Labor manipuliert wurde“. Stöhr ist nicht sehr optimistisch, dass das passiert.

Wichtiger als der Blick zurück ist für Klaus Stöhr aber ohnehin, „dass man sich gut genug auf eine neue Pandemie vorbereitet“.

Da wird ihm womöglich nicht einmal sein ewiger Widersacher Drosten widersprechen.