Es ist die Art von Kriegsverbrechen, die sich Wladimir Putin (72) gern, regelmäßig und vor laufender Kamera erzählen lässt: die Entführung und Verschleppung von ukrainischen Kindern nach Russland.

Bei einem Treffen mit Mitarbeitern der Kreml-Organisation „Verteidiger des Vaterlands“ saß auch diese blonde Russin mit an der blumengeschmückten Tafel. Der Kreml veröffentlichte das Treffen in Text und Video auf seiner Website. Ihr Name ist Olga Walerewna Dorochina und sie erzählt bei Tee und Kuchen dem aufmerksamen Diktator von ihrer „humanitären Arbeit“.

Ihren ältesten Sohn Wladislaw hat sie mit nur 21 Jahren in Putins Ukraine-Krieg verloren. Dass er gleich zu Beginn der russischen Invasion gefallen ist, bereut sie nicht. Aber sie musste sich erst wieder fangen, wie sie sagt. Und das ging am besten mit ihrer neuen Aufgabe, oder wie sie es ausdrückt: „[…] Lebenszweck: den Familien der Teilnehmer der Militäroperation zu helfen“.

► So kam sie zu ihrer ersten „humanitären Reise“ in die Region Cherson. Dort, erzählt sie, „haben wir unsere Tochter gefunden. Sie ist jetzt Teil unserer Familie, derzeit noch unter Vormundschaft, aber wir arbeiten daran. Für uns ist sie unser Sonnenschein, verstehen Sie? Es fühlt sich an, als wäre ein Stück Glück in unsere Familie zurückgekehrt.“

Putin lächelt und fragt, wie alt sie denn sei. „Vier Jahre“, antwortet Olga Dorochina und hat mit diesen ekelhaft blumigen Worten völlig unverblümt von einem Kriegsverbrechen erzählt. Denn weder hat sie das Kind „gefunden“, noch ist es ihre Tochter. Sie hat eiskalt ein ukrainisches Mädchen entführt, nach Russland verschleppt und wird es jetzt ohne rechtliche Grundlage adoptieren.

Ob dieses Mädchen Eltern, Geschwister oder andere Verwandtschaft hatte, interessiert Putin und seine Vasallen nicht eine Sekunde. Wenn Olga einen Sohn in der Ukraine verliert, holt sie sich eben einfach ein anderes Kind aus der Ukraine.

Aus diesem Grund wurde vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag ein Haftbefehl gegen die russische Kinderrechtskommissarin Maria Lwowa-Belowa erlassen. Sie fordert und fördert die Verschleppungen und hat sich selbst auch einen ukrainischen Jungen aus Mariupol mit nach Hause genommen – so, als ob diese Kinder nur eine billige Ware im Ausverkauf sind.