Vor der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin hat der Präsident des Deutschen Reiseverbands DRV stark steigende Frühbucher-Zahlen gemeldet. „Schon im Januar lagen wir um elf Prozent über dem gleichen Vorjahreszeitraum“, sagte Norbert Fiebig im Interview mit WELT AM SONNTAG. „Frühbuchen ist das neue Last-minute.“
Sichtbar werde der Trend auch im besonders stark wachsenden Kreuzfahrtgeschäft, so Fiebig: „Da werden Reisen schon für das übernächste Jahr angeboten, und die Nachfrage dafür entwickelt sich ausgesprochen gut.“
Mögliche Ursachen sieht der DRV-Chef auch in der wirtschaftlichen und politischen Gesamtlage. „Das Letzte, worauf die Menschen verzichten wollen, ist der Urlaub – und den sichern sie sich frühzeitig“, sagte Fiebig: „Vielleicht auch aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus – wer weiß, was womöglich noch dazwischenkommt.“
Auch das Comeback der Pauschalreise als Urlaubsform lasse sich auf ein gewachsenes Sicherheitsbedürfnis der Kunden zurückführen. „Die organisierte Reise ist zurück, und die Deutschen gehen wieder ins Reisebüro“, sagte Fiebig. „Das Verhältnis zwischen Veranstalterreise und individuell zusammengestellter Reise beträgt schon fast wieder 50 zu 50.“
Das habe „unmittelbar mit den jüngsten Krisenerfahrungen der Menschen zu tun“, so Fiebig. Die verschiedenen geopolitischen Krisen in der Welt und auch Naturkatastrophen, etwa die Waldbrände auf Rhodos oder zuletzt in Kalifornien, hätten „den Menschen erneut vor Augen geführt, dass der umfassende Kundenschutz einer Pauschalreise einen wirklich hohen Wert darstellt.“
Daniel Wetzel ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Klimapolitik, Energie- und Tourismuswirtschaft.