Ab heute haben sie das Sagen: Die Verhandler von Union und SPD treffen sich zu ersten Sondierungsgesprächen. Ihr Ziel: eine Koalition bilden und damit die nächste Regierung stellen. Doch wer sitzt da eigentlich am Tisch? BILD macht den Verhandler-Check.

CDU-Chef Friedrich Merz

Er ist der klare Wahlgewinner! Friedrich Merz sitzt am Verhandlungstisch in zentraler Position. Der Sauerländer will Kanzler werden. Sein klares Ziel: keine linke Politik mehr.

Wichtigste Aufgabe für Merz: Er muss eine Vertrauensbasis zu den SPD-Chefs Lars Klingbeil (47) und Saskia Esken (63) aufbauen. Er wird daher in den Verhandlungen hart, aber auch versöhnlich auftreten.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann

Carsten Linnemann (47) hat den Wahlsieg von Merz im Hintergrund maßgeblich organisiert. Er hat sich außerdem monatelang auf die Koalitionsgespräche vorbereitet, ist die unterschiedlichsten Szenarien durchgegangen.

Er wird Tempo und Druck machen, sich zunächst auf die großen Herausforderungen (Asyl, Wirtschaftsaufschwung) zu konzentrieren. Linnemanns Ziel: Union und SPD sollen einen schmalen Koalitionsvertrag von 20 bis 30 Seiten zunächst zehn Projekte für das erste Jahr vereinbaren. Dann sollen je nach Lage der Dinge weitere Ziele ins Auge genommen werden. Ob die SPD da mitmacht, ist noch offen.

Parlamentarischer Geschäftsführer Thorsten Frei

Thorsten Frei wird als Merz-Nachfolger für den Fraktionsvorsitz gehandelt. Er ist DER Experte für Asylfragen. Wird dazwischen hauen, wenn die SPD bei Migration nicht auf Unionskurs (z.B. Zurückweisungen an den Grenzen) einschwenken will.

CDU-Vize und Landesbildungsministerin Karin Prien

Karin Prien ist bislang Bildungsministerin im schwarz-grün regierten Schleswig-Holstein und kennt Merz noch aus Studienzeiten. Sie gilt als ausgleichend. Bei schlechter Stimmung und festgefahrenen Gesprächen, kann sie als „Eisbrecherin“ dienen.

Sachsens Landeschef Michael Kretschmer

Michael Kretschmer ist eine wichtige Nummer in der Partei – und der einzige Vertreter Ostdeutschlands in der Unions-Gruppe. Sein Urteil hat immer Gewicht. Er will an entscheidender Stelle mitreden, dürfte am Ende aber selbst in Sachsen bleiben wollen.

CSU-Chef Markus Söder

Markus Söder ist der heimliche Vizekanzler. Er wird sich überall einmischen und auch mal auf den Tisch hauen – obwohl er in München bayerischer Ministerpräsident bleibt. Und: Bei Merz redet er überall mit.

CSU-Generalsekretär Martin Huber

CSU-Generalsekretär Martin Huber bleibt hauptsächlich in München. Aber: Er wird in Zukunft wohl mehr in Berlin auftreten.

Landesgruppenchef Alexander Dobrindt

Alexander Dobrindt ist einer DER strategischen Köpfe der Union: kühler Taktierer, knallharter Verhandler. Wird die ganze Zeit austesten, wie weit die SPD zu Zugeständnissen bereit ist.

CSU-Vize Dorothee Bär

Dorothee Bär gilt als gesetzt für einen Ministerposten. Am Höchsten gehandelt: Familienministerium oder Verbraucherschutz. Klarer Vorteil: Sie kommt gut mit CSU-Chef Söder und CDU-Chef Merz klar.

SPD-Chef Lars Klingbeil

Er ist jetzt der starke Mann der SPD: Lars Klingbeil soll die Sozialdemokraten durch die Koalitionsverhandlungen mit CDU-Wahlsieger Merz führen. Steht nach dem SPD-Wahldebakel (nur 16,4%) unter enormem Druck, wird deshalb sehr hart verhandeln. Zwischenzeitlicher Abbruch der Gespräche nicht ausgeschlossen (auch um Härte an die eigene Partei zu demonstrieren).

SPD-Chefin Saskia Esken

Klingbeils Co-Pilotin Saskia Esken hat bei der Union einen regelrechten Schreckschrauben-Status. Sie hat sich für die Koalitionsverhandlungen bereits selbst zur Nervensäge erklärt: „Ich verspreche, dass ich nerve.“ Ihre Aufgabe: das mögliche Endergebnis der Koalitionsverhandlungen der zum Teil linken Basis verkaufen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius

Der beliebteste Politiker des Landes, Boris Pistorius, gilt neben Klingbeil als starker Mann der SPD. Dürfte auch in der nächsten Regierung einen wichtigen Posten besetzen und könnte sogar Vize-Kanzler werden. Wird in Verhandlungen hart darauf dringen, dass die Bundeswehr mehr Geld erhält (Sondervermögen).

SPD-Vize und Saarland-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger

Anke Rehlinger hat bei der Landtagswahl im Saarland mit 43,5 Prozent die absolute Mehrheit der Sitze für die SPD errungen. Seitdem ist sie eine der mächtigsten Frauen in der Partei.

Meck-Pomm-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig

Manuela Schwesig regiert seit siebeneinhalb Jahren Mecklenburg-Vorpommern. Sie hat Erfahrung in der Bundespolitik, war 2013 bis 2017 unter CDU-Kanzlerin Merkel Bundesfamilienministerin. Und sie erfüllt als Frau und Ostdeutsche gleich zwei Quoten-Anforderungen.

Noch-Bundestagspräsidentin Bärbel Bas

In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung von Bärbel Bas in der SPD deutlich zugenommen. Auch bei der Wahl war sie erfolgreich, holte das drittbeste Erststimmenergebnis der Partei und gewann ihren Wahlkreis in Duisburg direkt. Da das Amt des Bundestagspräsidenten an den Wahlsieger (CDU/CSU) geht, kann Bas nun auf einen Ministerposten in einer schwarz-roten Merz-Regierung hoffen.

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch

Obwohl der SPD-Wahlkampf, für den Miersch mitverantwortlich war, mit einem desaströsen Ergebnis endete, kann der Generalsekretär bei den Sondierungen nicht übergangen werden. Er entstammt dem linken Parteiflügel, gab sich aber in den letzten Monaten moderat.

Sozialminister Hubertus Heil

Hubertus Heil (51) gilt als das soziale Gewissen der SPD. Seine Aufgabe im SPD-Team: möglichst Sozialkürzungen zu verhindern. Das wird nicht leicht, heftige Auseinandersetzungen mit CDU/CSU sind daher vorporgrammiert.

SPD-NRW-Chef und Bundes-Vize Achim Post

Post führt den größten und wichtigsten Landesverband der SPD in Nordrhein-Westfalen. Klar ist: Ohne Zustimmung der NRW-Spitze kann kein Endergebnis an der Basis bestehen.