Sie alle haben berühmte Vorbilder in ihrer Familie: den Vater, den Mann, den Opa …
BILD traf vier frisch gewählte Abgeordnete, die Politik vom heimischen Küchentisch kennen:
► Caroline Bosbach (Tochter der CDU-Legende Wolfgang Bosbach),
► Johannes Volkmann (Enkel des Einheits-Kanzlers Helmut Kohl),
► Frederik Bouffier (Sohn des Ex-Hessen-Regenten Volker Bouffier)
► Sandra Carstensen (Gattin des Ex-Schleswig-Holstein-Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen)
DIE TOCHTER
Caroline Bosbachs Vater ist der bekannte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, hat Politik von Kindesbeinen an „geatmet“ – meist als Ursache dafür, „dass ich meinen Vater nur an Wochenenden zu sehen bekam“.
Bis zur Flüchtlingskrise habe sie Politik deshalb gemieden. Doch als sie – im Studium – in einem Flüchtlingsheim arbeitete, erkannte sie „die Schattenseiten der Migration“. Seitdem engagiert sich die studierte Wirtschaftsberaterin in der CDU und sagt: „Wir müssen uns eingestehen, dass unsere Aufnahmekapazitäten begrenzt sind. Sie sind nicht unendlich.“
Bosbach (ledig) will in die Innenpolitik, aber auch im Bereich Bildung und Forschung dafür arbeiten, dass jungen Menschen der Weg ins Berufsleben vereinfacht wird.
Caroline ist „dankbar“ für das Vertrauen in ihrem Wahlkreis (42 Prozent Erststimmen) und die Wahlkampf-Hilfe ihrer Familie (Mutter, zwei Schwestern). Vom Vater Wolfgang habe sie gelernt, „Tabus nicht einfach zu akzeptieren, seine Meinung zu sagen, auch wenn sie manchen nicht passt“.
Bosbachs Lebensmotto, zugleich der Titel ihres jüngsten Buches, passt dazu: „Zeit für Mut!“
DER ENKEL
Johannes Volkmann (28, ledig) fremdelt mit dem Image als „Kohl-Enkel“, trägt den Namen seiner Mutter Christine, nicht den seines Vaters (Kohl-Sohn Walter). Dennoch bekennt er gegenüber BILD: „Die politischen Werte meines Großvaters – ein starkes, freies, wehrhaftes Europa, das sich selbstbewusst auf der Weltbühne präsentiert – sind gerade heute so aktuell wie nie.“ Für ihn: „eine politische Richtschnur“.
Polit-Erfahrung hat er schon als Schüler (Schüler-Union, Junge Union) gesammelt. Politisiert hat ihn die heftig umstrittene Schließung einer Schule in seinem Heimatort Atzbach (Hessen).
Nach dem Studium (Volkswirtschaft, Politik und Soziologie) arbeitete Volkmann als parlamentarischer Assistent für den CDU-Europaabgeordneten Sven Simon, schuftete sich hoch vom Kreistags-Vorsitzenden (Lahn-Dill) bis in den CDU-Bundesvorstand (seit 2024). Seinen Wahlkreis gewann er mit 34 Prozent (deutlich vor AfD und SPD).
Volkmann freut sich auf die Arbeit im Bundestag: „Wir sind eine starke junge Gruppe und wir wollen einen Politikwechsel. Das kann gar nicht schnell genug losgehen.“ Sein Steckenpferd: Außenpolitik, vor allem China. Denn: Volkmann hat ihn Shanghai und Peking studiert, spricht die Sprache fließend – „auch wenn es derzeit etwas eingerostet ist“.
DER SOHN
Frederik Bouffier (34, CDU) ist der Sohn des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (73, CDU), der von 2010 bis 2022 Hessen regierte. Bouffier junior ist Anwalt, arbeitet in der Kanzlei seines Vaters. Seit 2016 ist er Stadtverordneter in Gießen, seit 2024 Landtagsabgeordneter in Wiesbaden. Und jetzt: Bundestagsabgeordneter!
Welchen Rat hat sein Vater ihm mitgegeben?
„Bleib du selbst, immer authentisch!“ Seine Familie sei „schon sehr lange politisch aktiv, mein Großvater war Vize-Landrat, mein Urgroßvater hat die CDU in Gießen mitgegründet. Da bekommt man viele Dinge mit in einer so politischen Familie und muss nicht jede Erfahrung selbst machen, sondern kann von ihnen viel lernen.“
Nachteil des Promi-Bonus: „Man wird auch mit dem Vater verglichen, wie man sich entwickelt.“
Was will Bouffier jetzt tun in Berlin?
„Innen- und Rechtspolitik ist für mich naheliegend, das ist mein Schwerpunkt als Abgeordneter im Hessischen Landtag. Als Hochschulstandort spielt das Thema Forschung bei mir vor Ort eine große Rolle – hier würde ich mich auch gerne stärker engagieren. Wir müssen jetzt aber erstmal abwarten, welche Ausschüsse gebildet werden. Die Wahl liegt ja erst zwei Tage zurück.“
DIE EHEFRAU
Sandra Carstensen (53, Juristin) ist seit 2009 mit Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (77) verheiratet.
Als ehemalige Personalchefin (Flughäfen Stuttgart, Hamburg) hat sie „Erfahrungen beim Verhandeln mit Gewerkschaften und im Umgang mit Mitarbeitern“. Im Bundestag würde sie gerne im Sozialausschuss arbeiten, zu Wirtschaft oder ländlichen Räumen.
▶︎ Was sie vom Gatten Peter Harry gelernt hat? „Sei bodenständig, gehe dahin, wo die Menschen sind. Peter Harry sagt immer: Wer Politik macht, muss Menschen lieben.“
▶︎ Ihr Lebensmotto? „Frei nach Kennedy: Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst.“
▶︎ Wovor sie als Neuling am meisten zittert? „Das schlimmste wäre, wenn wir jetzt trödeln. Ich möchte einfach schnell loslegen und Gas geben.“