15 Sekunden! Das ist etwas weniger als hygienisches Händewaschen (empfohlen 20 Sek.). Und etwas länger als der durchschnittliche Kuss eines verliebten Paares (12 Sek.)
15 Sekunden! So lange – oder besser: so kurz – durfte Thomas Müller gegen Celtic Glasgow mitspielen.
Lothar Matthäus empörte sich über den lächerlichen Mini-Einsatz, nannte ihn eine „Demütigung“. Ein Weltmeister weiß, was ein Weltmeister empfindet.
Wo hört ein taktischer Tausch auf und fängt Demütigung an? Nationalspieler Felix Magath verweigerte Bundestrainer Jupp Derwall im WM-Finale 1982 einen Einsatz in den letzten zwei Minuten, weil das Ding gegen die übermächtigen Italiener eh 1:3 verloren war.
Thomas Müller hat vermutlich nicht mal überlegt, den 15-Sekunden-Befehl von Vincent Kompany zu boykottieren.
Man könnte auf den bösen Verdacht kommen, er wolle Müller mit den 15 Sekunden signalisieren, dass er ihn nicht mehr braucht und ihn künftig nicht mehr will.
Nein, vermutlich tut man Kompany damit Unrecht! So gemein ist er nicht gestrickt. Es war mehr die Taktlosigkeit eines Trainers, der gedanklich im Tunnel des Spiels festhängt.
Aber: Kompany sollte sich zumindest bei Müller entschuldigen, falls er es intern nicht bereits getan hat.
Die Lage des Thomas Müller: Mit Davies, Neuer, Musiala haben die Bayern verlängert, mit Kimmich wird es bald passieren. Müller dagegen hängt noch in der Luft, die immer dünner zu werden scheint. Ist im Sommer Schluss für den Rekord-Bayern mit seinen bisher 737 Pflichtspielen?
Sportvorstand Max Eberl hat zwar eine Fortsetzung in Aussicht gestellt. Doch er muss nach den kostspieligen Verlängerungen wohl erst mal nachschauen, ob noch genug Geld da ist für den 35-jährigen Müller.
15-Sekunden-Einsätze auf dem Platz sind natürlich einen Tick zu wenig für ein Jahresgehalt von geschätzten 17 Mio. Euro. In dieser Liga-Saison stand Müller nur sechsmal in der Startelf.
Am Sonntag gegen Frankfurt soll er von Beginn an stürmen, wenn Kane ausfällt.
Endlich mal eine Chance für Thomas Müller, wieder sportlich zu punkten. Nicht nur als Stimmungs-Kanone in der Kabine und Sympathieträger vor TV-Kameras.
Ach, frei nach Loriot: Ein FC Bayern ohne Müller ist zwar möglich, aber sinnlos.
★★★
Was sagen Sie jetzt? Niko Kovac hat im dritten Versuch sein erstes Liga-Spiel mit dem BVB gewonnen. Die Südtribüne singt wieder frohe Lieder. Ob das Torfest gegen Union wirklich eine Wende ist, zeigt sich in den nächsten zwei Wochen gegen St. Pauli, Lille (Champions League) und Augsburg.
Erleben wir doch noch eine Aufholjagd in Schwarz und Gelb?