Rot bejackt und schwarz behelmt pflügt der britische Aristokrat durch seine schottische Weite. Er ist der Erste, durch dessen Lungen die herrliche Morgenluft strömen darf. Sogar die Füchse hier gehören theoretisch ihm. Jagen darf er sie jedoch nicht. Seit 2002 ist in Schottland verboten, seit 2004 auch in England. Diskriminierend! So sieht es Ed Swales, passionierter Jäger und Gründer der Lobbygruppe Hunting Kind, der Menschenrechtsanwälte engagiert und ernsthafte Videos gedreht hat.
Seit 30.000 Jahren, so steht es auf schwarzem Grund zu trauriger Musik, habe das Jagen Tradition. Also ungefähr seit die jagenden Vorfahren britischer Aristokraten die Sammler ihres Steinzeitstammes unterdrückten und nach Füchsen spähten.
Heute dürfen sie das Jagen nur noch imitieren: Gehilfen legen mit der Hand eine Spur Fuchsurin, die Hunde schnüffeln, stürzen der falschen Fährte nach, Pferde samt Reiter galoppieren hinterher. nennen sie’s, ein Riesenspaß, nur leider stirbt dabei kein einziger Fuchs. Wobei, manchmal schon, wenn in dem bejagten Wald auch echte Füchse leben.
Aber wirklich: Den britischen Fuchsjägern geht es schlecht, ihre seit Urzeiten gepflegte kulturelle Identität wird von den abgehobenen Eliten in Westminster bedroht, bei Bällen zu Ehren der Jagd werden sie vom Fußvolk beschimpft, eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung (80 Prozent) hat sich gegen sie verschworen. Wenigstens ein Bekenntnis zur Jagd – in England sagt man: – wird man ja wohl noch äußern dürfen! Dass dieses Bekenntnis besonderen Schutz genießt, der dem Schutz einer religiösen Überzeugung gleichen soll, dafür kämpft Ed Swales vor Gericht.
Fuchsjäger seien eine ethnische Minderheit, so bekräftigt Swales in einem weiteren Video, in dem erstaunlich viele Tiermotive auf erstaunlich vielen Krawatten erstaunlich vieler Männer auftauchen: Hunde, Pferde, Falken. Aber keine Sorge, auch die Füchse werden geschätzt: Swales versichert, dass es nicht grausam sei, Füchse zu töten. Er weiß das, weil, wie er erklärt, „ich kein Vergnügen im Leiden eines Tieres finde“.
Offen bleibt, was wohl die Füchse einklagen würden, wenn sie sprechen könnten.