Eine Eishockey-Tragödie, geschehen in der Spielzeit 2022/23 der Oberliga-Süd, beschäftigt nun das Landgericht II in München. Ein Urteil könnte Auswirkungen auf alle Kontakt-Sportarten haben, die ein Verletzungsrisiko bei Zweikämpfen in sich tragen.
Gelähmter Eishockey-Profi verklagt Gegenspieler
Passiert ist das Drama am 3. Februar 2023 bei der Partie des SC Riessersee gegen die Starbulls Rosenheim. Im ersten Drittel kam es in der sechsten Minute zu einem fürchterlichen Unfall.
Riessersee-Verteidiger Jan-Niklas Pietsch checkte Mike Glemser neben dem eigenen Tor von der Seite, der Rosenheimer Stürmer fiel mit dem Kopf voraus in die Bande, brach sich dabei den vierten und fünften Halswirbel. Pietsch musste mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe vom Eis, Glemser wurde mehrfach operiert. Seit dem Unfall ist er vom Hals abwärts gelähmt.
Jetzt haben Glemsers Anwälte Klage beim Landgericht München II eingereicht, sie wird unter dem Aktenzeichen 12 O 2811/24 geführt. Gefordert werden 650 000 Euro Schmerzensgeld. Gleichzeitig geht es auch um einen Feststellungs-Antrag, dass Pietsch für alle eventuell zu erwartenden Folgeschäden aufzukommen hat. Der Gesamt-Streitwert der Klage beläuft sich auf 822 000 Euro.
Bemerkenswert in dem Zusammenhang ist, dass Glemser in einem Interview mit BILD im April 2023 über Pietsch, mit dem er 2020/21 für die Hannover Scorpions in der Oberliga Nord spielte, sagte: „Er muss sich aber selbst überhaupt keine Vorwürfe machen. So ein Check gehört zum Sport dazu. Es ist einfach passiert, und wir müssen das Beste daraus machen.“
Der beklagte Verteidiger Pietsch, der vom Sportrechtler Wolfram Cech (50) aus Hannover vertreten wird, ist vor und nach dem Unfall nie als unfairer Eishockey-Brutalo in Erscheinung getreten. In den letzten zehn Spielzeiten kassierte er im Schnitt 33 Strafminuten pro Saison, alles andere als viel für einen Verteidiger.
Ein Urteil pro Glemser kann Auswirkung auf weitere Sportarten haben. Jurist Cech: „Dann könnten Fouls in Sportarten wie zum Beispiel Eishockey, Fußball oder Handball, die während der Spiele zu Bestrafungen wie Zeitstrafen oder Platzverweisen führen, danach als Körperverletzungen ausgelegt werden.“