„Wir sind hier nicht auf dem Fußballplatz!“, schimpfte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (56, SPD) in der letzten Debatte des 20. Deutschen Bundestages am vergangenen Dienstag, als Pfiffe aus den Parlaments-Rängen kamen.
BILD fragt trotzdem: Wenn Politik Fußball wäre – wie sähe dann die Tabelle aus?
Welche Partei ist der FC Bayern der Politik?
Im deutschen Fußball sind die Verhältnisse klar. Der FC Bayern ist die Nummer 1. Nach 61 und einer halben Bundesliga-Saison liegen die Münchner in der ewigen Tabelle, in der die Punkte aller Spielzeiten zusammengezählt sind, unangefochten oben. Fast 1000 Punkte Vorsprung vor der zweitplatzierten Borussia aus Dortmund.
Anlässlich der Bundestagswahl am 23. Februar hat BILD die Machtverhältnisse in der deutschen Politik seit 1949 ausgezählt: Welche Partei hat im Bundestag die meisten Punkte – sprich: Sitze – gesammelt? Welche hat ein Dauer-Abo auf die begehrten Titel Kanzler und Ministeramt? Welche Parteien sind nur Mitläufer oder haben sich längst aus dem Rennen um die vorderen Plätze verabschiedet?
Nach Auszählung der 11.505 gewonnenen Sitze aus 20 Spielzeiten (also: Wahlperioden) lautet das amtliche Endergebnis: Mit 4185 Sitzen liegt die SPD auf Platz 1 der ewigen Bundestagstabelle. Nicht nur im Fußball ist die Tabellenspitze rot!
Außerdem konnten sich die Genossen mit Willy Brandt, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder und Olaf Scholz schon viermal den Kanzler-Titel sichern.
Erläuterung: Für die Tabelle wurden die Sitze der Parteien so gezählt, wie sie nach dem amtlichen Endergebnis verteilt wurden. Hat ein Abgeordneter während einer Legislatur den Bundestag verlassen oder die Partei gewechselt, ist dies nicht berücksichtigt. Deshalb ist etwa das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nicht in der Tabelle vertreten.
Die CDU gewann die meisten Kanzler-Titel
Mit 3980 Sitzen liegt die CDU in der Tabelle knapp hinter der SPD. Allerdings haben die Konservativen die meisten Kanzlerschaften auf ihrem Konto: Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Kohl und Angela Merkel holten zusammen fünf Titel. 2025 scheint der Sechste zum Greifen nah.
Auch bei den Ministerien liegt die CDU mit 148 vorn. Als Spielgemeinschaft Union kommt die CDU zusammen mit der CSU (995 Sitze) sogar auf deutlich mehr Sitze als die SPD.
Erster im Verfolgerfeld hinter den beiden Volksparteien ist die FDP mit über 1000 Sitzen und der beeindruckenden Zahl von 74 Ministerien. 2002 wollten die Liberalen unter Guido Westerwelle sogar um den Kanzler-Titel mitspielen.
Viel Tradition im unteren Teil der Tabelle
Die Grünen stiegen erst in den 1980er-Jahren erstmals in die Bundestags-Liga auf. 1990 stiegen sie wieder ab, konnten sich aber nach dem Wiedereinzug 1994 im oberen Tabellen-Drittel etablieren. Seitdem konnten die Grünen sogar 11 Ministerien sammeln. Für den ganz großen Coup, eine Kanzlerschaft, hat es bis jetzt nicht gereicht.
Weiter unter in der Bundestagstabelle finden sich große Namen von gestern. Drei Beispiele:
- Deutsche Partei (DP): Stand kurz auf der großen Bühne (6 Ministerien), stieg dann sang- und klanglos ab. 1961 auf Bundesebene aufgelöst.
- Kommunistische Partei Deutschlands (KPD): Einmal dabei, dann Endstation Zwangsabstieg – Parteiverbot 1956.
- Zentrum: Die große Zeit liegt noch länger zurück als die Anfänge des Bundestages: vor 1933. Heute nur noch eine Legende
Ausblick: Wer wird der nächste Meister?
Wie vor jeder Wahl herrscht auch vor der 21. Bundestags-Saison große Spannung. Welche Parteien können diesmal punkten? Wer steigt in den Bundestag auf, wer steigt ab? Wer holt den Kanzler-Titel und wer sichert sich Ministerien?
Die Wahrheit liegt hier nicht auf dem Platz, sondern auf dem Stimmzettel – in der Hand von knapp 60 Millionen Wahlberechtigten.