Deutschlands Milliardärsschmieden – von diesen Unis kommen die Superreichen

Genau 132 deutsche Milliardäre stehen auf der aktuellen Forbes-Liste der 2781 reichsten Menschen der Welt. Das macht Deutschland laut dieser Quelle zum Land mit den meisten Milliardären in Europa – weltweit reicht es für den vierten Platz, nach den USA, China und Indien.

Von deutschen Superreichen haben nur 40 Milliardäre eine deutsche Universität besucht. Andere Milliardäre aus Deutschland haben im Ausland studiert oder nutzten etwa das weltweit angesehene duale Ausbildungssystem als Grundlage. Die drei reichsten Menschen Deutschlands – Klaus-Michael Kühne (39,2 Milliarden US-Dollar), Dieter Schwarz (38 Milliarden US-Dollar), und Reinhold Würth (33,6 Milliarden US-Dollar) – haben ihre Karriere als Lehrling begonnen.

Das Onlineportal „Studying in Germany“, ein Informationsangebot für ausländische Interessenten an einem Studienplatz in Deutschland, wollte genauer wissen, welche Unis die akademischen Milliardäre besucht haben. Grundlage waren individuelle Recherchen und die Forbes-Liste.

Vorab: Ingenieurwesen und Betriebswirtschaft waren zwei der beliebtesten Studienfächer für die Superreichen. Und: Die erfolgversprechendsten Unis liegen ausnahmslos in Süddeutschland, in der Nordhälfte der Republik findet sich keine Alma Mater, die mehr als einen Milliardär hervorgebracht hat.

Technische Universität München (TUM)

Den Anfang macht die Technische Universität München (TUM). Sie ist laut „Studying in Germany“ die Uni mit den meisten superreichen Absolventen. Fünf deutsche Milliardäre haben an der TUM studiert.

Georg Nemetschek, Gründer der Nemetschek Group, studierte an dieser Universität Bauingenieurwesen. Sein Unternehmen ist eines der größten Softwareunternehmen in Deutschland und sein Nettovermögen beträgt 4,7 Milliarden US-Dollar.

Mit einem Nettovermögen von 2,7 Milliarden US-Dollar ist Hans Langer ein weiterer ultrareicher TUM-Alumnus. Der studierte Physiker gründete die EOS Group, eines der erfolgreichsten 3D-Druckunternehmen weltweit.

Auch die drei jungen Gründer des Softwareunternehmens Celonis gingen an die TUM: Bastian Nominacher (1,2 Milliarden US-Dollar), Alexander Rinke (1,1 Milliarden US-Dollar) und Martin Klenk (1,2 Milliarden US-Dollar) lernten sich an der Universität kennen. Ihr Unternehmen entstand im Rahmen eines Studienprojekts.

Universität Freiburg und LMU München

Der Studienort für mit den zweitmeisten Milliardären ist die Universität Freiburg. Drei aktuelle Milliardäre haben dort studiert: Der deutsche Chirurg und Unternehmer Lutz Mario Helmig studierte Medizin. Sein Nettovermögen wird derzeit auf 3,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Ein weiterer berühmter Medizinstudent der Universität ist Andreas Strüngmann, ein Arzt und Geschäftsmann mit einem Nettovermögen von 9,8 Milliarden Dollar. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Thomas, der an den Fachhochschulen Augsburg und München BWL studiert hat, gründete er das Generikaunternehmen Hexal, dass heute zum Konzern Sandoz gehört. Die Strüngmanns waren auch frühe Investoren des Pharmariesen Biontech.

Und Nicola Leibinger-Kammüller, deren Vermögen mit 1,9 Milliarden US-Dollar taxiert wird, ist Präsidentin und Vorsitzende der Geschäftsführung von Trumpf, einem Marktführer für Werkzeugmaschinen und Lasertechnologie. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Uni Freiburg und promovierte später im Ausland.

Den zweiten Platz teilt sich Freiburg wieder mit München. Auch an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben drei aktuelle Milliardäre studiert: Hubert Burda, Inhaber und Herausgeber von Hubert Burda Media, studierte Kunstgeschichte an der Universität. Er erbte und leitete das Medienunternehmen seiner Familie. Sein Vermögen wird auf 3,8 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Auch Stefan von Holtzbrinck hat an der LMU studiert – Jura und Literatur. Er ist CEO der Holtzbrinck Publishing Group. Sein Nettovermögen wird auf 4,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Auch Julia Thiele-Schuerhoff, Aufsichtsratsmitglied und Tochter des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Knorr-Bremse AG, studierte Rechtswissenschaften an der LMU. Ihr Vermögen beträgt drei Milliarden Dollar.

Universität Passau

Die Universität Passau war ebenfalls für drei deutsche Milliardäre die Universität ihrer Wahl. Anna Katharina Viessmann ist die Tochter des ehemaligen CEO der Viessman Group, Martin Viessmann. Ihr Bachelorstudium der Internationalen Kultur- und Wirtschaftswissenschaften absolvierte sie an der Universität Passau.

Heute beträgt ihr Nettovermögen 3,6 Milliarden US-Dollar. Friederike Braun-Lüdicke (1,7 Milliarden US-Dollar) hat das gleiche Fach studiert. Heute leitet sie Kultur- und Diversitätsinitiativen im Familienunternehmen B.Braun, einem Pharma- und Medizinbedarfsspezialisten.

Alfred Oetker hat ein geschätztes Nettovermögen von 2,3 Milliarden Dollar. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Passau, bevor er gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern die Position des Co-CEO im Puddingimperium Oetker übernahm.

Universität Karlsruhe (KIT) und Universität Erlangen-Nürnberg

Zwei der SAP-Gründer, Hasso Plattner und Dietmar Hopp, studierten an der Universität Karlsruhe (KIT) Nachrichtentechnik. Die Uni hat eine starke Ausrichtung auf technische und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge. Plattner kommt auf 12,1 Milliarden US-Dollar, Dietmar Hopp auf 5,1 Milliarden Dollar.

Stefan Quandt ist in der Forbes-Liste der Reichste mit einem Hochschulabschluss einer deutschen Universität. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und Ingenieurwissenschaften am KIT. Als größtem Anteilseigner des Familienunternehmens BMW beläuft sich sein Vermögenswert auf 27,3 Milliarden US-Dollar.

Drei weitere aktuelle Milliardäre gingen durch die Hallen der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU): Hans Georg Näder studierte dort BWL, bevor er die Leitung von Ottobock, dem auf Orthopädietechnik spezialisierten Familienunternehmen, übernahm. Sein aktuelles Nettovermögen beträgt 2,8 Milliarden US-Dollar.

Martin Viessman (2,5 Milliarden US-Dollar), ehemaliger CEO und Vorstandsvorsitzender der Viessmann Group, studierte ebenfalls Betriebswirtschaftslehre in Erlangen. Und Eva Braun-Lüdicke (1,7 Milliarden US-Dollar), Schwester von Friederike und ebenfalls Anteilseignerin von B. Braun, hat Amerikanistik an der FAU studiert.

RWTH Aachen und Universität des Saarlandes

Zwei Milliardäre haben an der RWTH Aachen Ingenieurwesen studiert: Otto Happel, 3,2 Milliarden Euro schwerer Unternehmer und ehemaliger Eigentümer der GEA Group, und Peter Leibinger, dessen Anteile an Trumpf rund 1,9 Milliarden Dollar wert sind.

Die Universität des Saarlandes brachte ebenfalls zwei Milliardäre hervor: Hans-Werner Hector, einer der SAP-Mitbegründer, studierte dort Mathematik. Sein Vermögen wird auf 2,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Und Thomas Bruch erwarb im Saarland seinen BWL-Abschluss. Ihm gehört die Einzelhandelskette Globus mit einem Schätzwert von 1,6 Milliarden Dollar.

Stephan Maaß ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Unter anderem berichtet er über Verbraucherthemen, Immobilien, Finanzen und Versicherungen.

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