Die irre Wendung beim Pleite-Unternehmen Northvolt! Platzt der Fabrik-Traum, weil bei der Aufstellung des Bebauungsplans nicht richtig aufgepasst wurde?
BILD hatte in der vergangenen Woche enthüllt: Bei der knappen Abstimmung zugunsten des Werks (4:3 mit Ja) im 290-Seelen-Örtchen Norderwöhrden könnten zwei Gemeindevertreter befangen gewesen sein. Der Grund: Einer ist Vorstand einer Jagdgenossenschaft, der andere gar Pächter einer Fläche, auf der gebaut werden soll. Von Northvolt wurde im Vorfeld eine Entschädigung von 3000 Euro versprochen – und im Anschluss auch ausgezahlt!
Doch BILD erfuhr, die Zahlung war um ein Vielfaches höher als möglicherweise nötig! Denn: nach der entscheidenden Abstimmung im Januar 2024 lief die Pacht des betroffenen Reviers ohnehin nur noch etwas über ein Jahr.
Restlaufzeit der Pacht war nur kurz
Zur Erinnerung: Weil der schwedische Batteriezellen-Hersteller insolvent ist, haften Bund und das Land Schleswig-Holstein zu gleichen Teilen für rund 620 Mio. Euro einer KfW-Wandelanleihe. Es droht Totalverlust.
So scheinen 3000 Euro Entschädigung ein vermeintlich geringer Betrag. Das Ausmaß der Überzahlung wird jedoch deutlich, wirft man einen Blick auf die Pachtgebühren.
Die betragen nämlich nur 1,30 Euro pro Hektar im Jahr. Bei einer von Northvolt beanspruchten Fläche von 62,8 Hektar mal 1,30 Euro auf etwa 1,5 Jahre gerechnet, entspricht dies einem Betrag von 122,46 Euro! Im Klartext: 3000 Euro sind rund 25-mal mehr!
Pikant: Nur eine Woche vor der Abstimmung trudelte das Angebot bei den Betroffenen ein.
Northvolt sieht kein Problem
Auf Anfrage erklärte eine Northvolt-Sprecherin: „Die Abfindung ist an die Jagdgenossenschaft Norderwöhrden, nicht an Einzelpersonen, geleistet worden. Sie bezieht sich nicht auf den Ausfall der Flächen bis Ende des Pachtvertrages im Jahr 2025, sondern auf die dauerhafte Verkleinerung des Jagdreviers, wie auch der Rechnung der Jagdgenossenschaft zu entnehmen ist.“
Der Bau der Fabrik mache es der Jagdgenossenschaft auf einer Fläche von rund 60 Hektar für immer unmöglich, der gerade im ländlichen Raum kulturell und sozial bedeutsamen Jagd nachzugehen.
„Insofern hat die gezahlte Summe für diesen Verlust an jahrhundertelang genutzter Jagdfläche einen rein symbolischen Charakter.“
Am Mittwoch ist das Thema auf der Agenda des Innen- und Rechtsausschusses im Landtag in Kiel. Wenige Tage vor der Bundestagswahl 2025 brisant! Northvolt ist das Lieblingsprojekt von Robert Habeck (Grüne).