Im RTL-Studio teilten die vier Kanzlerkandidaten kräftig gegeneinander aus. Beim Empfang hinterher gab es nur kleine Spitzen – und einen Mode-Zoff zwischen CDU und Grünen.
Zum Schlagabtausch durften die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (66, SPD), Friedrich Merz (69, CDU), Robert Habeck (55, Grüne) und Alice Weidel (46, AfD) Unterstützer mitbringen. Die verfolgten im Foyer des Studios den Kanzler-Vierkampf, standen in vier Gruppen getrennt vor Bildschirmen.
Besonders die AfD-Unterstützer fielen mit eifrigem Klatschen auf, wenn ihre Kandidatin Weidel länger gesprochen hatte.
Die Anhänger von Union, SPD und Grünen begrüßten sich artig. Sie wissen genau: Nach der Wahl am Sonntag werden sie in welcher Form auch immer miteinander verhandeln müssen. SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil (52) lief extra zur Unionsgruppe rüber, gab dort u.a. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann (47) die Hand.
Nach der TV-Sendung kamen die Kandidaten ins Foyer. Merz und Scholz gingen schnurstracks zu ihren jeweiligen Anhängern. Der Kanzler umarmte als Erstes Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD), den einige Genossen lieber als Kanzlerkandidaten gesehen hätten.
Habeck wollte sich optisch abheben
Merz stellte sich in die Mitte der Unions-Unterstützer, darunter Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (52, CDU) und Sängerin Vicky Leandros (72). Und dann legte Merz los – stichelte gegen seine Konkurrenten. Man merke, dass Scholz und Habeck keine Kondition mehr hätten.
Mit einem Grinsen machte er sich über die Kleidung von Habeck lustig. Der hatte – anders als Merz und Scholz – weder Hemd noch Krawatte angezogen. Merz nannte das dunkle Kleidungsstück, das Habeck unter seinem Jackett trug, dann auch gleich Unterhemd.
Doch das Unterhemd war in Wahrheit ein dunkler Wollpullover. „Ein ziemlich wertiger“, betonte Habeck. Er hatte ihn absichtlich gewählt, um sich von den Schlipsträgern Merz und Scholz zumindest optisch abzuheben.
Spitzen-Grüne: „Das trägt das moderne Deutschland“
Als das Team-Habeck von der Merzschen Modekritik hörte, lachte die Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann (63) auf: „Hat Herr Merz im Sauerland wohl noch nicht mitbekommen. Das trägt das moderne Deutschland.“
Merz teilte weiter aus. Weidel habe er „wie immer“ empfunden, ungebildet im Verhältnis zu ihrem Amtsvorgänger Alexander Gauland (83). Der war lange in der CDU und verharmloste als AfD-Chef den Nationalsozialismus als Vogelschiss in der deutschen Geschichte.
Scholz trank ein Bier, fuhr dann zusammen mit Ehefrau Britta Ernst (63) in die gemeinsame Wohnung in Potsdam. In diesem Wahlkampf kommt seine Frau bei besonders wichtigen Terminen mit. Im TV-Studio war sie die einzige Partnerin, die ihren Kandidaten begleitete.
Merz hatte noch etwas Hunger, bekam eine Nachspeise gebracht: Vanillecreme mit Kirschen und Schokostreusel. Eigentlich wollte er Currywurst. Aber als die gegen 23.30 Uhr serviert wurde, saß er schon im Dienstwagen.
So spät war von allen Kanzlerkandidaten nur noch Habeck da. Der ist allerdings Vegetarier und verzichtete auf die Wurst. Stattdessen steckte er mit seiner engsten Vertrauten, Parteichefin Franziska Brantner (45), die Köpfe zusammen. Strategiebesprechung für die letzten sechs Tage Wahlkampf.