Exakt eine Woche vor der Bundestagswahl haben sich die vier Kanzlerkandidaten bei RTL/ntv in die Arena begeben. BILD analysiert den Schlagabtausch.
Härteste Wortwechsel
Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) ging frontal auf AfD-Chefin Alice Weidel (46) los: „In Ihrer Partei hat jemand gesagt, das sei ein Fliegenschiss, diese Geschichte des Nationalsozialismus. Das ist Ihr Ehrenvorsitzender.“
Weidel blaffte zurück, dazu müsse Alexander Gauland (83) direkt befragt werden. Ansonsten gelte: „Sie können mich hier persönlich beleidigen, wie Sie wollen. Aber Sie beleidigen damit Millionen an Wählern. Mich trifft das nicht. Ich repräsentiere aber Millionen von Menschen.“
Bei der Abwanderung der Industrie lieferten sich Scholz und Weidel den nächsten Schlagabtausch. Der Kanzler warf Weidel vor, sie habe keinen einzigen Vorschlag. „Ich habe die Vorschläge gemacht“, patzte Weidel zurück. Scholz: „Nö, keinen einzigen.“ Und: „Die Zuschauer haben ja zugehört, die haben von ihnen nichts gehört außer heiße Luft.“
Seltene Einigkeit
In einem Punkt waren sich die Kandidaten einig: Ins Dschungelcamp will keiner von ihnen einziehen. CDU-Chef Friedrich Merz würde lieber Jahrzehnte in der Opposition bleiben, statt für zehn Tage ins Dschungelcamp einzuziehen, sagte er. Robert Habeck (55) stimmte zu. Auch Scholz wollte nicht am Dschungelcamp teilnehmen. Immerhin: Er hat es schon einmal angeguckt, wie er sagte.
Größtes Reizthema
Wieder Zoff um eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD, weil Merz mit seiner CDU Anfang Februar im Bundestag die Zustimmung der AfD bei einem Antrag zur Asyl-Verschärfung in Kauf nahm. „Ich werde alles dafür tun, um zu verhindern, dass die AfD die stärkste Fraktion im Parlament wird“, versicherte Merz.
Über die Forderung von US-Vizepräsident JD Vance (40) bei der Münchner Sicherheitskonferenz, in Deutschland mit der AfD Regierungsbündnisse zu bilden, sagte Merz, er lasse sich von einem amerikanischen Vizepräsidenten doch nicht sagen, „mit wem ich in Deutschland regieren soll“.
Überraschende Zustimmung
Robert Habeck stimmte Friedrich Merz bei dessen Vorstoß zum Bürokratieabbau ausdrücklich zu: „Alle Punkte, die Friedrich Merz genannt hat, sind ja richtig.“ Da lag ein Hauch von Schwarz-Grün in der Luft.
Allerdings hatte Habeck einen anderen Vorwurf gegen Merz parat: Dessen geplante Steuerversprechen seien nicht gegenfinanziert. Merz brauche „neun bis zehn Prozent Wirtschaftswachstum pro Jahr“, um die Pläne zu finanzieren, so Habeck: „Das ist Voodoo-Ökonomie.“
Kurioseste Namens-Versprecher
Friedrich Merz verhedderte sich zweimal an prominenten Stellen mit Namen. AfD-Chefin Weidel sprach er mit „Frau Höcke“ an – Weidel ist mit Thüringens AfD-Rechtsausleger Björn Höcke (52) aber nicht verheiratet, sondern mit der Schweizer Filmemacherin Sarah Bossard (42) liiert. Und die RTL-/Ntv-Moderatorin Pinar Atalay (46)? Sie nannte Merz „Frau Allah“.