Staunen und Entsetzen über die Rede von Trump-Vize JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Statt der erwarteten Ausführungen zu Trumps Friedensplänen für die Ukraine gab es eine Knallhart-Abrechnung mit Deutschland und Europa. Sein Vorwurf: Europa zensiere Meinungen und versage in der Asylpolitik.

► Militär-Experte Nico Lange (49) von der MSC zeigte sich gegenüber BILD verblüfft über die Rede des US-Vize: „Vance scheint in die außenpolitische Arbeit und in die Prozesse zur Ukraine nicht involviert.“ Es sei allerdings „gut, dass im Vorfeld befürchtete Aussagen zur Infragestellung von US-Truppen in Europa nicht getroffen wurden“.

► Noch härter rechnete US-Experte Josef Braml (57), Direktor der Denkfabrik „Trilaterale Kommission“, mit dem Trump-Vize ab: „Mit ihrer Unterstützung für die Anti-EU-Partei AfD versuchen Trumps Erfüllungsgehilfen Musk und Vance Europa zu spalten, um die Einzelteile besser beherrschen zu können.“

► Ähnlich sieht es Jan C. Behrends (55, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt Oder): „Vance muss sich fragen lassen, was der Sinn einer solchen kulturkämpferischen Rede sein soll“, sagte er zu BILD. „Er plädiert für mehr Populismus, für einen vulgären Liberalismus, aber zur eigentlichen Herausforderung des Westens durch die Autokratien und Diktaturen schwieg er“, so die Kritik des Historikers.

„Schock für Europa und den Westen“

► Der ukrainische Politikexperte Wolodymyr Fesenko, Direktor des „Pento Center for Political Studies“ in Kiew, nannte Vances Rede einen „Schock für Europa und den Westen“. „Seine Rede ist eine Antwort auf den Aufruf der europäischen Staats- und Regierungschefs, die Einheit und die kollektive Sicherheit zu bewahren.“ Fesenko wertet die Rede als „Versuch der Trumpisten, Europa nach ihren ideologischen Schablonen umzugestalten“. Sein Rat: „Nicht verzweifeln und nicht in Panik geraten.“ Stattdessen müsse Europa jetzt „Stärke zeigen“.

► Schwedens Ex-Ministerpräsident Carl Bildt (75) nannte Vances Rede „deutlich schlechter als erwartet“. Der Schwede: „Im besten Fall war sie für europäische oder globale Sicherheitsbelange völlig irrelevant. Im schlimmsten Fall war sie eine eklatante Einmischung in den deutschen Wahlkampf zugunsten der rechtsextremen AfD.“

► Prominente Kritik kommt auch von Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD): Vance habe die Demokratien in Europa infrage gestellt und mit autoritären Systemen verglichen. „Meine Damen und Herren, das ist nicht akzeptabel“, sagte Pistorius unter dem Applaus des Publikums in München.