Große Suchaktion bei der sächsischen Polizei. Offenbar sind gleich mehrere Tonnen Munition verschwunden. Innenminister Armin Schuster (63, CDU) bestätigte den Vorgang jetzt auf Nachfrage des Linken-Politikers Rico Gebhardt (61).
In der Antwort auf Gebhardts Anfrage ist von einem „Fehlbestand“ von insgesamt 188.691 Patronen die Rede. Zudem fehlen „eine größere Anzahl von Waffen“ und „einige Schlagstöcke“.
Aufgefallen war der Fehlbestand bereits im vergangenen September. Damals hatte die Polizeihochschule in Rothenburg das Innenministerium über das Ergebnis einer internen Inventur informiert. Das Ministerium setzte daraufhin eine Arbeitsgruppe ein, die die Fehlbestände zwar zum Teil, aber „nicht vollständig“ aufklären konnte.
▶ Dass jemand die Munition allerdings geklaut hat, ist unwahrscheinlich.
Stattdessen soll es sich bei dem Vorgang um „gravierende Fehler bzw. Mängel in der Nachweisführung“ handeln.
Im Klartext: In der Rothenburger Polizeihochschule wurde bei der Munitionsausgabe – u. a. zu Übungszwecken – offenbar schlicht geschlampt.
So gibt es noch immer kein elektronisches Erfassungssystem für die ausgegebenen Patronen. Stattdessen soll die Munitionsausgabe über Karteikarten handschriftlich vermerkt werden.
Abschließend geklärt werden sollen die Fehlbestände im Rahmen einer derzeit noch anhaltenden Tiefenprüfung, die sich zudem auf alle Dienststellen der Polizei Sachsen erstreckt und bis zum 31. März abgeschlossen sein soll.
Im Rahmen der Prüfung – so heißt es in der Antwort des Innenministeriums, sei inzwischen eine der verschwundenen Pistolen wieder aufgetaucht. Demnach konnte offenbar ein Tatverdächtiger ermittelt werden. Die Staatsanwaltschaft Görlitz ermittelt wegen des Verdachts der Unterschlagung.
Im Jahr 2021 war bekannt geworden, dass etwa zehn sächsische Polizisten vom Mobilen Einsatzkommando (MEK) in Mecklenburg-Vorpommern ein Schießtraining auf einer privaten Anlage absolviert hatten. Diese war vom Dienstherrn nicht genehmigt. Die Bezahlung auf der Anlage soll mit 7000 geklauten Schuss Munition aus der Waffenkammer des Landeskriminalamtes (LKA) bezahlt worden sein. Weitere 7500 Schuss verballerten die Beamten selbst.