CDU-Chef Friedrich Merz übt heftige Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz. Dieser hatte den Politiker Joe Chialo, Kultursenator von Berlin, bei einer Geburtstagsfeier als „Hofnarren“ der CDU bezeichnet. Chialo ist Mitglied im CDU-Bundesvorstand. Aus der Union wird dem Kanzler Rassismus vorgeworfen, er weist dies zurück.

Am Mittwochnachmittag sagte Friedrich Merz: „Das hat mich wirklich sprachlos gemacht. Das ist der Bundeskanzler, der immer Respekt beansprucht – aber offensichtlich nur für sich selbst.“

Der Unions-Kanzlerkandidat kritisierte auch die Erklärung von Scholz: „Was er heute dazu gesagt hat, macht die Sache nicht besser. Ich frage mich, ob der Bundeskanzler in der Lage ist zuzugeben, dass er etwas Falsches gesagt hat und sich dann auch dafür entschuldigt.“

Der Vorfall werfe „ein Licht auf seinen Umgang und sein soziales Verhalten“. Merz „fehlen die Worte“.

Wegner: Entschuldigung von Scholz wäre „anständig“

Chialos Chef, Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (52, CDU): „Anständig wäre es, wenn der Bundeskanzler sich jetzt bei Joe Chialo entschuldigen würde.“

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann (47) zu BILD: „So ein Verhalten macht mich sprachlos. Kein Wort des Bedauerns, kein Wort der Entschuldigung. Olaf Scholz verliert die Kontrolle. Das ist einfach unwürdig.“

Der „Focus“ hatte zuerst über den Vorfall berichtet. Chefredakteur Georg Meck (58) schreibt, Scholz habe die Union wegen Bundestags-Abstimmung u.a. mit der AfD „in die Nähe des Faschismus“ gerückt. Als Chialo „einwandte, ob er das wirklich so meine mit dem Rassismus der CDU“, habe Scholz ihm entgegnet: „Jede Partei hat ihren Hofnarren.“ Dies habe Scholz dann auch wiederholt.

Scholz: Rassismus-Vorwurf „ist absurd und künstlich konstruiert“

Und Scholz? Schwieg zunächst, ließ dann die SPD eine Erklärung verschicken. Kern: Es sei nicht um die Hautfarbe Chialos gegangen, sondern um seine liberale Einstellung.

Dass die anderen Beteiligten, darunter Chialo selbst, dies anders sehen, Chialo selbst auf seine Hautfarbe verwiesen habe, bevor Scholz den Narren-Spruch machte, kommentiert Scholz so: „Der erhobene Vorwurf des Rassismus ist absurd und künstlich konstruiert.“