Wer punktet heute Abend? SPD-Kanzler Olaf Scholz und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz treffen zum ersten Kanzlerduell aufeinander. Beide stehen unter großem Druck. Denn seit Monaten verharren CDU und SPD im Umfrage-Stillstand. Und bis zur Wahl bleiben nur noch zwei Wochen.

Den Auftritt bei ARD und ZDF wollen beide nutzen, unentschlossene Wähler zu überzeugen. Für Scholz geht es darum, seine Partei aus dem Umfrage-Tief zu boxen. Und für Herausforderer Merz, die Christdemokraten endlich stabil über die 30 Prozent zu hieven.

Doch kann das TV-Duell überhaupt am vermeintlichen Umfrage-Patt rütteln?

Politikwissenschaftler Hajo Funke (80) ist sich sicher: „Das TV-Duell kann einen Unterschied machen und auch etwas verändern.“ Es sei unglaublich viel Musik drin, viel mehr, „als man vor einer Woche noch gedacht hätte.“ Die Umstände hätten sich seitdem geändert.

Funke über die Kontrahenten: „Merz kann gut toben, geht aber manchmal zu weit. Scholz tobt zu wenig, ist in der Sache aber klar.“

Doch wie das TV-Duell ausgehe, hänge auch von den Moderatoren und der Themenverteilung ab. Funke: „Bei den Themen Wirtschaft, Migration und Ukraine haben Merz und Scholz unterschiedliche Sichtweisen. Die Frage ist, wie gut können sie sich hier positionieren?“

▶︎ Klar ist: „Für Scholz ist das Duell eine seiner wenigen verbleibenden Chancen.“ Er könne da gestärkt herausgehen. Auch für Merz gehe es ums Ganze. „Fällt die Union unter 30 Prozent, wird es für ihn problematisch.“

Und wie viel ist drin an Prozent? Funke bezweifelt zwar, dass das TV-Duell die Umfragen auf den Kopf stellen wird, es gehe immer um wenige Prozentpunkte. Aber: „Die sind entscheidend und könnten schon dafür sorgen, dass die SPD nach der Wahl als wichtige Kraft wahrgenommen wird.“

Das Duell heute ist der Auftakt für den Wahlkampf-Endspurt – auch im TV. Diese Auftritte haben Merz und Scholz noch:

▶︎ 13. Februar: „Klartext“ im ZDF. Olaf Scholz, Friedrich Merz, Grünen-Kandidat Robert Habeck (55) und AfD-Kandidatin Alice Weidel (46) stellen sich Wähler-Fragen.

▶︎ 16. Februar: „Das Quadrell“ bei RTL/ntv/stern. Scholz und Merz treffen in einem direkten Schlagabtausch auf Habeck und Weidel.

▶︎ 17. Februar: „Wahlarena“ in der ARD: Scholz, Merz, Habeck und Weidel beantworten die Fragen der Wähler.

▶︎ 19. Februar: „Scholz vs. Merz“ bei BILD und WELT TV: Scholz und Merz stellen sich den Fragen von BILD-Chefin Marion Horn und WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard. Die Redeschlacht können Sie auf Bild.de verfolgen und zeitgleich bei Welt TV sowie Welt (gehören wie BILD zu Axel Springer).

2002 erstmalig TV-Duell

Den Schlagabtausch im Fernsehen gibt es seit 2002. Damals duellierten sich Edmund Stoiber (83, CSU) und Gerhard Schröder (80, SPD) vor den Kameras. Drei Jahre später kam es zum Showdown zwischen Angela Merkel (70, CDU) und Schröder. Den SPD-Politiker sahen viele als Sieger – doch bekanntlich zog am Ende Merkel ins Kanzleramt.

2021 gab es dann erstmalig ein Triell mit Armin Laschet (63, CDU), Annalena Baerbock (44, Grüne) und Scholz.