Die Meldung über russische Anschlagspläne auf die Chefs europäischer Rüstungskonzerne sorgte im vergangenen Juli für ernste Besorgnis im Westen. Der US-Sender CNN hatte enthüllt, dass der Kreml und seine Geheimdienste die Konzerne wegen deren Waffenlieferungen an die Ukraine ins Visier nahmen. Offenbar ein konkretes Ziel: der Chef des deutschen Waffenherstellers Rheinmetall, Armin Papperger.

Die Bedrohung für den Unternehmer ist laut einem neuen Bericht weiter hoch. Der „Focus“ berichtet unter Berufung auf Insider, dass sich Kreml-Tyrann Wladimir Putin persönlich eingeschaltet hat, als es um die westlichen Waffenlieferungen ging.

So sei es im März 2024, zwei Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges, zu einem Geheimtreffen zwischen Putin, hochrangigen Militärs und Vertretern des Geheimdienstes GRU gekommen, berichtet der „Focus“. Neben einem Austausch zum aktuellen Kriegsverlauf sei in einem Militärkomplex in Rostow vor allem ein Thema auf den Tisch gekommen: die Unterstützung für die Ukraine mit militärischer Ausrüstung und Kampfmitteln.

Putin schimpfte über Papperger als „Provokateur“

Nachdem mehrere Generäle die Lieferungen in der Runde bereits als Provokation bezeichnet hatten, wütete dann Putin selbst: Der Machthaber soll den Rheinmetall-Chef in seiner Ansprache viermal namentlich erwähnt haben, ihn als Provokateur und Hintermann bezeichnet haben. So sei offensichtlich geworden, dass besonders Papperger der russischen Führung ein Dorn im Auge sei.

Papperger fühlt sich nach eigener Aussage persönlich zwar sicher. Jedoch kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, die unweigerlich eine Spur nach Moskau vermuten lassen. In der vergangenen Woche kam es im spanischen Murcia zu einer Explosion in der Munitionsfabrik einer Rheinmetall-Tochter.

Dabei kamen sechs Menschen zu Schaden (Schädelverletzungen, Verbrennungen, Rauchgasvergiftungen), außerdem gerieten etwa 2000 Quadratmeter eines Waldgebiets in Brand.

Rheinmetall erhält Zuschlag für Bundeswehr-Digitalisierung

Unterdessen wurde am Freitag bekannt, dass Rheinmetall (stieg im vergangenen Jahr als Sponsor bei Bundesligist Borussia Dortmund ein) den Zuschlag für die weitere Digitalisierung der Bundeswehr bekommen hat. Der Rüstungskonzern schloss mit dem Bund einen Rahmenvertrag zur Nachbeschaffung von Soldatensystemen („Infanterist der Zukunft? Erweitertes System“, kurz IdZ-ES).

Der Rahmenvertrag habe ein maximales Volumen von 3,1 Milliarden Euro, hieß es. Er erstrecke sich über eine Laufzeit bis Ende 2030. Soldatensysteme spielten „auf dem digitalen Gefechtsfeld der Zukunft als vernetztes Element der Gefechtsführung eine immer bedeutendere Rolle“. Die Systeme vernetzen Soldaten etwa mit Panzern, die als Kommunikationsknoten dienen.

* In einer früheren Version dieses Artikels berichtete BILD unter Bezugnahme auf den „Focus“-Bericht, das Bundesamt für Verfassungsschutz habe sich „beeindruckt“ von den Aussagen Putins gezeigt. Diese Behauptung entspricht laut Bundesamt nicht der Wahrheit.

Gespräche zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem „Focus“ haben nicht stattgefunden, wie eine Sprecherin des Amts am Freitagabend gegenüber BILD erklärte. Weiter erklärte sie, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz nun prüfe, ob der Bericht Teil einer Desinformationskampagne ist.