400 Euro für Wahl-Spot, der niemals laufen kann – Die Spenden-Panne der Grünen

Wer die Grünen im Wahlkampf unterstützen will, kann das ziemlich gezielt tun: Die Partei hat vor der Bundestagswahl eine Internetseite eingerichtet, um ihre Anhänger zu einer Spende zu überreden. Dort gibt es die Möglichkeit, Plakate mit Wahlwerbung für die Partei aufhängen zu lassen – und zwar genau dort, wo man es haben möchte.

Wer also ein Plakat von Robert Habeck vor der Haustür des Nachbarn platzieren will, der kann die Fläche buchen und den fälligen Betrag spenden. Auf einer Karte kann man die möglichen Plakatwände anklicken, die Preise variieren je nach Lage.

Alternativ kann man auf der gleichen Seite auch einen Platz im Werbeprogramm von Kinos in ganz Deutschland buchen, wo dann ein von der Partei produzierter Spot laufen soll in der Woche vor der Wahl. Wer beispielsweise dafür sorgen will, dass im Kino International in Berlin für Habeck geworben wird, kann über die Seite 394,60 Euro spenden.

Er erfährt dann auch sehr genau, was er für sein Geld bekommen soll: Der Spot läuft angeblich in Saal 1 vor insgesamt 24 Vorstellungen. Damit könne man genau 1664 Kinobesucher erreichen. Der Haken ist nur: Das Kino International in der Berliner Karl-Marx-Allee ist während des Wahlkampfs geschlossen. Zwei Jahre lang wird das Traditions-Lichtspielhaus renoviert.

Dennoch lässt sich die Werbezeit dort problemlos buchen. Es ist eine peinliche Panne im Wahlkampf – die den Grünen allerdings nicht zum ersten Mal passiert. Schon bei der Wahl vor drei Jahren berichtete die „Westfalenpost“, dass sich auch in einem Kino in Menden im Sauerland ein Spot buchen ließ, das ebenfalls geschlossen war.

Die Partei sieht in dem Angebot, einen Werbespot in einem geschlossenen Kino zu bezahlen, kein Problem. Komme es zu einer Buchung, müsse die ohnehin erst noch vom Kinobetreiber bestätigt werden, weil der erst dann erfährt, dass politische Werbung geschaltet werden soll. Die Betreiber hätten die Möglichkeit, die Buchung abzulehnen oder anzunehmen, teilt ein Sprecher mit. Also auch bei geöffneten Kinos ist keineswegs garantiert, dass der Spot dort auch tatsächlich läuft, wenn man ihn gezielt über diese Webseite bucht.

„Erfolgt keine Bestätigung durch das Kino, wird auch keine Spende eingezogen – so auch in Fällen, in denen ein Kino geschlossen ist“, sagt der Grünen-Sprecher. Sollte eine Bestätigung zurückgezogen werden, biete man dem Spender an, den Betrag zurückzubuchen. Alternativ könne derjenige den Betrag auch für andere Wahlkampfzwecke spenden.

Wie die Betreiber des Kino International die Möglichkeit beurteilen, dass angeblich in ihrem geschlossenen Kino geworben werden kann, bleibt offen. Die Betreiber ließen Fragen zu dem Vorgang unbeantwortet.

Philipp Vetter ist Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er berichtet über das Bundeswirtschaftsministerium, Wirtschaftspolitik, Energiepolitik, Verkehrspolitik, Mobilität und die Deutsche Bahn. Seinen exklusiven WELTplus-Newsletter können Sie hier abonnieren. Er ist seit 2021 Co-Host des WELT-Podcasts „Alles auf Aktien“.

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