Sahin entlassen. Sammer abgemahnt. Kovac verpflichtet. Mislintat freigestellt!

Kein Zweifel: Dortmunds neuer Sport-Geschäftsführer Lars Ricken (48) hat im Kampf gegen die Krise endgültig Betriebstemperatur erreicht. Respekt! Und gleich die Frage: Wer fliegt als Nächster?

Mit der Trennung von Sven Mislintat (52/Technischer Direktor) am Donnerstag sorgt Ricken für Klarheit im seit Monaten beim BVB schwelenden Zoff in der sportlichen Führung. Ein unvermeidbarer und überfälliger Schritt. Aber wahrscheinlich nur ein erster auf dem Weg zurück zu alter Leuchtturm-Stärke…

Dass Sport-Direktor Sebastian Kehl und Mislintat (wollte mehr Einfluss in der Kaderplanung) seit Sommer, wenn überhaupt, maximal auf Merkel-Merz-Niveau miteinander gefunkt haben, war das vielleicht schlecht gehütetste BVB-Geheimnis ever!

Um es frei nach Borussias Chef-Berater und Haus-Philosoph Matthias Sammer zu formulieren: ‚Unsere Chef-Etage ist in einer Nicht-Verfassung!‘ Kehl und Mislintat, das war nur Gegen- statt Miteinander. Nur Ego-Wettmessen. Nur Kompetenzgerangel, Eitelkeiten und Indiskretionen. Nur Misstrauen und Missgunst. Dortmunds Anti-Team. Folge: Unruhe ohne Ende. Die Außenwirkung des BVB zuletzt: verheerend.

Ein Zustand, den Ricken nach Abschluss der Transferperiode (3. Februar) zwingend beenden musste! Um wieder ein Klima zu schaffen, in dem neue Erfolge entstehen können. Um das Klub-Image (sogar auf Schalke trauen sie sich schon leise zu spotten) und sogar den eigenen Job zu retten.

Zufall oder ausschlaggebend: Erst am Mittwoch mischte sich Klubchef Hans-Joachim Watzke (65) ganz bewusst in den Chef-Zoff ein, als er auf dem Branchentreff „SpoBis“ von „Optimierungsbedarf“ in der Führung sprach und Ricken unter Druck setzte: „Das ist eine Herausforderung für Lars, (…) er muss dafür sorgen, dass alle in die gleiche Richtung marschieren. (…) Wenn sie es nicht tun, muss man etwas an dem Konzept ändern.“

Knapp 24 Stunden später hat Ricken jetzt Mislintat entlassen. Zur Erinnerung: Den Transfer-Experten, der ausgerechnet von Watzke persönlich im Sommer zurück zum BVB gelotst wurde. Eine Personalie, die noch ein Nachbeben zur Folge haben könnte.

Ist Kehl jetzt der Gewinner?

War Mislintat, wie im Verein gemunkelt wird, etwa der Kehl-Job versprochen worden? Es wäre eine plausible Erklärung für die von Beginn an toxische Beziehung der beiden. Wie schwer der Verlust seines enormen Netzwerks für den BVB noch wird, bleibt spannend zu beobachten…

Mislintat weg. Ist Kehl jetzt der Gewinner auf der Geschäftsstelle? Abwarten! Wahr ist: Trotz seines kürzlich bis 2027 von Ricken verlängerten Vertrages, steht er bis auf Weiteres unter Beobachtung: Schlagen seine Transfers endlich ein? Stabilisiert sich die Mannschaft. Wird das Europa-Ziel (Platz 4) noch erreicht? Stimmt die Zukunftsausrichtung?

Kehl und Ricken müssen Chef Watzke bis Sommer nachhaltig von ihren Fähigkeiten überzeugen. Beide müssen als neues Führungsduo jetzt maximal zusammenrücken und gemeinsam mit Neu-Trainer Niko Kovac (53) eine neue BVB-Ära einläuten. Eine Giganten-Chance bei einem Top-Klub. Die Qualität dazu haben beide! Nur: Reicht das? Die Ego-Parade muss ein Ende haben!

Denn: Scheitert die Mission „Echte Einheit“ erneut, dürfte es schon bald die nächste BVB-Trennung geben…