Von wegen Richtungszoff!

Nach dem AfD-Bundestags-Wahlschock der vergangenen Woche trafen sich gestern rund 1000 CDU-Delegierte zum Parteitag in Berlin. Draußen skandierten Gegendemonstranten. Drinnen sagte CDU-Chef Friedrich Merz geradezu beschwörend: „Wir werden diese Wahl mit einem sehr guten Ergebnis gewinnen.“

Merz dankte seinen Leuten dafür, „dass wir so gut zusammengestanden haben“ in den vergangenen Tagen. Er danke für die „Standfestigkeit“. Und er zeigt sich überzeugt: „Wir legen jetzt den Grundstein für unseren Wahlsieg am 23. Februar.“

Das sehen in der Union nicht alle so. Und das betrifft nicht nur die Abweichler vom Merkel-Flügel, die Merz am Freitag bei der Abstimmung über den Gesetzentwurf zur Verschärfung der Asyl-Regeln die Gefolgschaft verwehrten und ihm so einen Misserfolg beschert hatten. Die Skepsis und die Sorge, dass das gemeinsame Bundestags-Votum mit der AfD der Union im Wahlkampf schaden könnte, ist auch an der Basis zu spüren.

Dann sprangen die Delegierten auf

Der Merz-Kurs ist und bleibt ein Drahtseilakt. Und so ist es kein Zufall, dass Merz ausgerechnet dann Standing Ovations bekommt, als er klarmacht, die Union gehe „niemals mit der AfD zusammen“, es gebe „keine Zusammenarbeit und keine Duldung“, keine Toleranz für die Intoleranz.

Eine Umarmung von Merz gab es für seinen wichtigsten Gast: CSU-Chef Markus Söder. Wer gedacht hatte, Söder würde wegen der heftigen Kritik am Abstimmungskurs von Merz auf Distanz zu Merz gehen, hatte sich getäuscht. Söder brachte es auf den Punkt: Aus dem gemeinsamen „Schlafwagen“-Wahlkampf sei eine „Achterbahn-Fahrt“ geworden, das habe er der CDU gar nicht zugetraut. Das klang anerkennend. Tatsächlich hatte die CSU schon seit Wochen darauf gedrängt, dass die Migrationskrise das Haupt-Wahlkampfthema werden müsse.

Söder sagte mit Blick auf den grausamen Doppelmord in Aschaffenburg durch einen ausreisepflichtigen Afghanen überzeugt: „Wir müssen der Bevölkerung zeigen, dass wir überhaupt noch in der Lage sind, zu reagieren.“

Und damit meinte er nicht nur seine eigenen Parteifreunde, die Wähler der Union, sondern auch die Abertausenden, die auf den Straßen der Stadt auch gegen ihn demonstrierten.

FAZIT: Wer von außen angegriffen wird, rückt automatisch noch enger zusammen.