Es war ein Gang in die Höhle des Löwen: Der kleine Presseraum im Westflügel, die Medien-Elite des Landes zusammengepfercht wie Sardinen, geladen für ein Trommelfeuer an Fragen. Am Pult die jüngste Sprecherin des Weißen Hauses jemals: Karoline Leavitt (27) betrat das Zimmer ohne Unterlagen, pflaumenfarbene Jacke, ein Kreuz an der Halskette, die gewellten blonden Haare offen. Konservativer Chic.
Sicherlich vor dem Fernseher: ihr Boss, Präsident Donald Trump (78). Der Druck für die nun mächtigste Vertreterin der „Gen Z“ war enorm.
Leavitt jedoch bestand die Feuerprobe bravourös!
Im Pool der Journalisten sagte jemand fast huldigend: „Sie sehen großartig aus!“
Ein neuer MAGA-Star ist geboren
Die junge Frau parierte bohrende Fragen liberaler Inquisitoren der großteils Trump-kritischen Presse. Sie wirkte geschliffen, professionell, selbstbewusst, schlagfertig. Auf Patzer warteten Kritiker vergeblich. Und sie verlor nie die Contenance, lächelte auch durch die angespanntesten Momente.
Dabei gelten Kommunikationsposten unter Trump als Schleudersitze:
Sein erster Sprecher während der ersten Amtszeit (2017–2021), Sean Spicer (53), wurde wegen seines aufgeregten Stils und absurder Behauptungen zur nationalen Lachnummer (und zum Ziel bissiger „Saturday Night Live“-Satiren). Kommunikations-Direktor Anthony Scaramucci (61) wurde nach nur zehn Tagen gefeuert.
Leavitt wuchs im Bundesstaat New Hampshire auf, ihre Eltern betrieben eine Eisdiele. Sie wurde schon in jungen Jahren zum glühenden Trump-Fan, protestierte 2017 am College gegen einen Trump-kritischen Professor. Während Trumps erster Amtszeit war sie im Medienteam, 2022 scheiterte ihre eigene Kongress-Kandidatur in ihrem Heimatstaat.
Kometenhaft war dann ihr Aufstieg während des Wahlkampfes, als sie mit scharfzüngigen TV-Interviews zur Geheimwaffe wurde.
Besonders ihre knallharten Attacken gegen die „Fake News“, wie sie gerne giftet, gingen viral ab. CNN brach einmal ein Interview ab. Was sie nur legendärer machte.
Loyal kehrte die tiefgläubige Katholikin bloß vier Tage nach der Geburt ihres Sohnes vergangenen Sommer an Trumps Seite zurück, als der Republikaner das Attentat in Pennsylvania nur knapp überlebt hatte.
Im Hexenkessel des „James S. Brady“-Briefungzimmers arbeitete sie im Meer hektisch hochgehobener Hände die Fragen der Reporter ab. Und kündigte dramatische Änderungen an: Die Dominanz der Traditionsmedien soll durch neu zugelassene Vertreter alternativer Info-Plattformen (YouTube, Podcasts, Streaming, Social Media) gebrochen werden.
Genau diese „Neuen Medien“ hatte Trump im Wahlkampf erfolgreich genutzt. Jetzt wollte sie „diesen Raum für neue Medienstimmen öffnen“.
Auch das Kappen von 400 Akkreditierungen besonders konservativer Medien unter Ex-Präsidenten Joe Biden (82), den sie einmal als „schläfrig“ verspottete, will sie revidieren. Das Signal beim Debüt: Unter Leavitt weht ein frischer, konservativer Wind.
Trump lobte sie bei der Vergabe des Postens als „intelligent und zäh“, sie werde „auf dem Podium glänzen“. Bisher dürfte er nicht enttäuscht sein.