Es war der verfluchte Krebs! Am Samstag, in den frühen Morgenstunden, starb der frühere Bundespräsident Horst Köhler (†81) nach kurzer Krankheit.
Köhler kam 2004 als Finanz-Technokrat ins oberste Staatsamt. „Horst … Wer?“, titelte BILD über den unbekannten Geld-Experten. Doch Köhler gewann mit seiner direkten und herzlichen Art schnell die Herzen seiner Landsleute, bekam den Spitznamen „Bürgerkönig“ verpasst.
Überhaupt setzte der Wirtschaftswissenschaftler eigene Akzente mit seinem oft kritischen Blick auf die Mächtigen. Immer wieder rügte er als Bundespräsident (Köhler war zuvor u. a. Direktor des Internationalen Währungsfonds) Politik und Wirtschaft, besonders in der Weltfinanzkrise. Die Finanzmärkte nannte er 2008 „Monster“. Und forderte eine neue Ordnung, „die Geld und Kapital wieder in eine dienende Rolle bringt“.
Köhlers Wahl zum Bundespräsidenten galt als Meisterstück der damaligen CDU-Vorsitzenden Angela Merkel und des FDP-Chefs Guido Westerwelle und war ein Vorbote der schwarz-gelben Koalition (2009–2013).
Unter Beschuss erhielt Köhler kaum Rückendeckung
Doch das Verhältnis Köhlers zur Spitzenpolitik blieb angespannt. 2010 kam es zum Bruch. Als er die deutschen Truppen in Afghanistan besuchte, begründete er Bundeswehreinsätze auch mit wirtschaftlichen Interessen Deutschlands und dem Schutz freier Handelswege. Ein Sturm der Entrüstung folgte. Selbst aus Union und FDP kam kaum Rückendeckung.
Köhler trat zurück. Die Unterstellung, er habe einen grundgesetzwidrigen Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung von Wirtschaftsinteressen befürwortet, entbehre jeder Rechtfertigung, so Köhler. Das lasse den notwendigen Respekt vor dem höchsten Staatsamt vermissen. Seine letzten Amtsworte: „Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen.“
Danach setzte er sich vor allem für Afrika ein. Köhler sagte mal: „Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit unserer Welt am Schicksal Afrikas.“
Köhler kannte private Schicksalsschläge: Seine Tochter Ulrike erblindete mit zehn Jahren. Doch die Familie meisterte die Erkrankung gemeinsam.
Mit seiner großen Liebe Eva-Luise, einer ehemaligen Grundschullehrerin, war der passionierte Sportler (Joggen, Schwimmen, Ski-Langlauf) seit 1969 verheiratet. Neben ihrer Tochter bekamen sie noch Sohn Jochen, der seine Eltern mit gerade mal 17 Jahren zum ersten Mal zu Großeltern machte. Mittlerweile gibt es vier Enkel.
Jetzt trauert das Land mit der Familie. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69) würdigte Köhler als „Glücksfall für unser Land“, FDP-Chef Lindner als „feinsinnigen Diener unseres Staates“.