Es war ein zentrales Argument in der Redeschlacht zwischen Kanzler Olaf Scholz (66, SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) heute im Bundestag: der Brief der evangelischen und katholischen Bischöfe Deutschlands. Inhalt: Volle Attacke gegen die Asyl-Pläne von Friedrich Merz!
Damit stand der Chef der Christdemokraten dumm da.
Doch jetzt kommt raus: Der Bischofs-Brief war ein Alleingang – die Bischöfe wollten ihn nicht!
In einem Schreiben (liegt BILD vor) stellt die katholische Bischofskonferenz klar: Die Mehrheit der deutschen Oberhirten war gegen diesen Brief, war mehrheitlich dafür, nicht in die Debatte einzugreifen.
Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, schreibt: „Die mehrheitliche Meinung im Ständigen Rat war, dass es in der aktuellen Situation nicht sinnvoll ist, in die Debatte und damit in den Wahlkampf öffentlich einzugreifen.“
Verantwortlich: der Cheflobbyist der Katholischen Kirche in der Hauptstadt, Prälat Karl Jüsten. Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin hatte zusammen mit seiner evangelischen Kollegin, Prälatin Anne Gidion, das Anti-Merz-Pamphlet verschickt – an alle Bundestagsabgeordneten.
Auf BILD-Anfrage wollte sich Jüsten am Mittwoch nicht äußern.
Der Vorgang sorgt unter Katholiken für Zoff. So hatte sich der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, öffentlich distanziert. Viele andere hatten sich intern empört.
Besonders die SPD hatte das kirchliche Anti-Merz-Papier für Attacken auf Merz genutzt. Scholz hatte Merz den Brief in seiner Regierungserklärung zu dem Messer-Gemetzel von Aschaffenburg triumphierend vorgehalten: Die Kirchen hätten sich von den Christdemokraten abgewandt.
Nun steht fest: Das war so nicht!