Am Dienstagnachmittag veröffentlicht der Instagram-Account der Deutschen Bahn (DB) mal wieder einen Beitrag. Normalerweise geht es auf der Seite „DB Personenverkehr“ um Witzchen über den Alltag von Bahnfahrern. Kerngeschäft, quasi.
Da ist etwa ein Foto von Melania Trump bei der Amtseinführung ihres Ehemanns Donald als US-Präsident zu sehen. Die First Lady hatte dabei einen Hut getragen, der es Donald Trump unmöglich machte, sie auf der Bühne zu küssen. „Wie man im Zug vermeidet, dass sich jemand dazu setzt“, schreibt das Social-Media-Team der Bahn dazu.
Doch am Dienstag geht es plötzlich nicht mehr ums Bahnfahren, sondern um die Konkurrenz im Verkehr: In einem Beitrag sind ein Foto einer Autobahn und ein Schild, das eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde vorgibt, zu sehen. Darüber steht: „Bündnis fordert generelles Autobahn-Tempolimit“. Und die Bahn schreibt dazu: „Kann man machen.“
Schon das klingt nach einer Befürwortung eines allgemeinen Tempolimits auf deutschen Autobahnen. Es ist ein hochumstrittenes Thema in Deutschland, zu dem sich der Staatskonzern bislang nicht positioniert hatte. Fordert nun also auch die Bahn, dass der Autoverkehr – also die Konkurrenz der Deutschen Bahn – langsamer wird?
Noch deutlicher wird die Haltung des Konzerns in den Kommentaren. Dort schreibt ein Nutzer „Überfällig“ dahinter ein Emoji jubelnder Hände. Darauf antwortet wiederum die Bahn: „langsam kann man es ja ansprechen“.
Mit dem Beitrag geht der Staatskonzern auf Konfrontationskurs mit Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos). Der ehemalige FDP-Minister hat ein allgemeines Tempolimit immer abgelehnt. Auch im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wurde die Einführung einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung auf allen deutschen Autobahnen ausgeschlossen.
Entsprechend ist man im Verkehrsministerium gar nicht begeistert, als WELT wegen des Instagram-Beitrags nachfragt: „Wir würden es begrüßen, wenn sich die DB auf ihr Kerngeschäft konzentrieren würde, die Menschen in unserem Land pünktlich an ihr Ziel zu bringen“, sagt ein Ministeriums-Sprecher. „Hier bleibt ausreichend zu tun.“
Bei der Bahn gibt man sich kleinlaut: „Der Post ist leider ungeschickt und übers Ziel hinausgeschossen“, gibt ein Sprecher zu. „Die Frage eines Tempolimits auf deutschen Straßen ist nicht unser Thema.“
Gelöscht wurde der Beitrag bislang aber nicht. Stattdessen wurde lediglich der Begleittext zum Bild geändert. Anfangs stand dort: „WAAAAS? #Tempolimit #DeutscheBahn #Autobahn“.
Ab Mittwochnachmittag lautet der Text nun: „Meint ihr es gibt weiterhin eine Möglichkeit mit mindestens 250 km/h zu fahren? #DeutscheBahn #Autobahn #Tempolimit“
Philipp Vetter ist Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er berichtet über das Bundeswirtschaftsministerium, Wirtschaftspolitik, Energiepolitik, Verkehrspolitik, Mobilität und die Deutsche Bahn. Seinen exklusiven WELTplus-Newsletter können Sie hier abonnieren. Er ist seit 2021 Co-Host des WELT-Podcasts „Alles auf Aktien“.