Die Angst der Autoindustrie vor Trump – jetzt wird der Ruf nach einem Deal lauter

Angesichts drohender Zölle auf Exporte aus der EU in die USA fordert der Autohersteller BMW Europa zu einem Kompromissangebot an die Regierung von Donald Trump auf. Man solle „über weniger statt mehr Handelshemmnisse diskutieren“ sagte BMW-Chef Oliver Zipse auf dem WELT-Wirtschaftsgipfel in Berlin.

Die EU könne hier einen ersten großen Schritt machen. „Betragen die Einfuhrzölle für Fahrzeuge aus den USA in Europa zehn Prozent, sind es umgekehrt nur 2,5 Prozent. Schaffen wir einheitliche Bedingungen: ein Zollsatz von 2,5 Prozent auf beiden Seiten“, forderte Zipse.

Die Angst in der Autoindustrie vor einem Handelskonflikt mit den USA ist groß. Im Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump Europa mit massiven Zöllen auf Autos gedroht. Mehrfach hatte er kritisiert, dass in der EU deutlich weniger Fahrzeuge aus den USA verkauft werden als europäische Marken in Nordamerika. BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen betreiben große Werke in den USA, zugleich liefern sie aber auch jedes Jahr Hunderttausende Fahrzeuge aus Europa in den Markt.

Ola Källenius, Chef von Mercedes-Benz und amtierender Präsident der EU-Autolobby Acea, hatte Mitte Januar in einem offenen Brief davor gewarnt, dass sich die handelspolitische Kluft zwischen der EU, den USA und China weiter zu vertiefen drohe. Auch er drängte auf eine Verhandlungslösung mit den USA. „Die EU sollte eine bedeutende Abmachung mit den USA anstreben und versuchen, einen potenziellen Handelskonflikt zu vermeiden“, schrieb Källenius.

Zipse geht mit seinem Vorschlag nun deutlich weiter. Auf der WELT-Veranstaltung kündigte er an, seine Vorschläge am Donnerstag EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel vorzulegen. Der BMW-Chef wird dann am ersten Treffen des neuen „strategischen Dialogs“ der Automobilbranche in Europa teilnehmen, den von der Leyen ins Leben gerufen hat.

Mit am Tisch sitzen neben Vertretern der Autohersteller auch Zulieferer und Gewerkschaften. Vorbild der Veranstaltung ist der „Strategiedialog Automobilwirtschaft“ aus Baden-Württemberg.

BMW-Chef Zipse betont Bedeutung freien Handels

Der BMW-Chef betonte, dass freier Handel eine immense Bedeutung weltweit habe. „Er ist einer der wichtigsten Treiber für Wachstum und Fortschritt. Zölle hingegen behindern den freien Handel, bremsen Innovationen und setzen eine Negativspirale in Gang“, sagte Zipse.

Eine Absenkung der Zölle würde dagegen helfen. „Davon profitieren auch die Verbraucher: Denn hohe Zölle machen Produkte teurer und weniger innovativ.“

In den vergangenen Jahren haben die Autokonzerne ihre Exporte in andere Länder bereits deutlich reduziert. Stattdessen findet die Produktion zunehmend dort statt, wo die Fahrzeuge auch verkauft werden. „Local for Local“ nennt sich dieses Prinzip in der Industrie.

Zipse spricht von einer „ausgewogenen globale Aufstellung“, die BMW „resilient und wettbewerbsfähig“ mache. Das größte Werk des Unternehmens liegt in Spartanburg (South Carolina), von dort werden die meisten Modelle in die USA geliefert, aber auch nach Asien exportiert.

Die europäischen Autokonzerne sind in alle Richtungen von drohenden Zöllen betroffen. Sie produzieren einen Teil der Fahrzeuge, die sie in den USA verkaufen, in Mexiko. Teilweise werden Modelle aus den USA nach Europa geliefert.

Und die Zusatz-Zölle der EU auf chinesische Elektroautos treffen ebenfalls europäische Marken: den Mini von BMW zum Beispiel und das Elektro-Modell Spring der Renault-Tochter Dacia.

Ob Trump seine Drohungen gegenüber Europa wahr machen wird, muss sich erst noch zeigen. In einem seiner ersten Dekrete hat er die Behörden aufgefordert, Berichte über die Handelspraktiken anderer Staaten zu verfassen.

Bis zum 1. April sollen diese Papiere vorliegen. Auf dieser Basis könnten dann Zölle erhöht werden. Der EU bleibt also noch etwas Zeit, um in Washington zu sondieren.

Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.

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