Nach der grausamen Messerattacke im bayerischen Aschaffenburg wird der Ruf nach sofortigen und vor allem harten und konsequenten Maßnahmen immer lauter. Für den kommenden Montag wurde nun eine Sonderkonferenz der Innenminister von Bund und Ländern einberufen.
Wie eilig und drängend das Thema ist, zeigt unter anderem auch, dass die Konferenz per Videoschalte angesetzt ist. Das bestätigt der Bremer Innensenat, der unter Ulrich Mäurer (SPD) derzeit den Vorsitz der Innenministerkonferenz (IMK) hat.
Die Themen der Sonderkonferenz:
► Als Erstes die schreckliche Tat von Aschaffenburg, bei der ein zweijähriger Junge und ein 41 Jahre alter Mann am Mittwoch erstochen und drei Menschen schwer verletzt wurden.
► Aber auch der generelle Umgang mit psychisch kranken Straftätern soll auf der Tagesordnung stehen. Denn der mutmaßliche Angreifer soll ein ausreisepflichtiger, gewalttätiger und offensichtlich psychisch kranker Geflüchteter sein. Inzwischen ordnete eine Haftrichterin eine einstweilige Unterbringung des Verdächtigen in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Weitere Details zu der Sonderkonferenz gibt es noch nicht und sind nach Angaben des Bremer Innenressorts noch in Abstimmung.
Die Einschätzung von Experten
Der Marburger Sozialpsychologe Ulrich Wagner (74) hält nach den Attentaten der vergangenen Monate wie zuletzt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt auch für möglich, dass es zu Nachahmungseffekten kommt. „Je häufiger man von solchen Taten liest, umso eher kopieren das andere“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Aber die Probleme nicht zu diskutieren, wäre auch völlig falsch. Eine Lösung für dieses Dilemma gibt es nicht.“
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank (64), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Allein aus der Tatsache, dass ein Mensch eine psychische Erkrankung hat, lässt sich keine Gefährdung ableiten.“ Wenn Psychiater und Therapeuten Hinweise darauf erhielten, dass ein Patient eine Gefahr für sich oder andere darstelle, könnten sie aber auch heute schon tätig werden.