Wenigstens aus Oscar-Sicht geht das Jahr für Deutschland gut los. Mit vom iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof ist erneut eine deutsche Produktion unter
den fünf Nominierten für den besten internationalen Film. , ein Projekt des deutschen Studios Constantin vom Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum, ist für das beste Originaldrehbuch nominiert. Edward
Bergers Vatikan-Thriller kann sich sogar Hoffnungen auf den
Oscar für den besten Film machen.
Zweimal waren die Nominierungen verschoben worden aufgrund
der verheerenden Brände in Los Angeles. Nun traten die beiden Komiker Rachel Sennott und Bowen Yang vor die Kameras. Recht
verschlafen, denn erstaunlicherweise werden die Nominierungen schon um 5.30 Uhr
Ortszeit verkündet. Vielleicht eine versöhnliche Geste Richtung Europa, wo man
sich für die Oscar-Zeremonie eine komplette Nacht um die Ohren schlagen muss.
Zum dritten Mal in Folge ist eine deutsche Produktion für
den sogenannten Auslands-Oscar im Rennen, auch das ist erst einmal bemerkenswert. Im
vergangenen Jahr war İlker
Çatak mit nominiert, 2023 hatte Edward
Berger mit der Literaturverfilmung den
Preis gewonnen (und noch drei weitere). Nun tritt Mohammad Rasoulof mit an. Eine
nur auf den ersten Blick ungewöhnliche Entscheidung, denn die deutsche Produktionsfirma Run Way Pictures war maßgeblich an dem iranisch-französisch-deutschen Projekt beteiligt. Rasoulof,
der seinen Film unter der ständigen Gefahr einer Verhaftung heimlich im Iran gedreht hat, ist im Mai 2024 aus seiner
Heimat geflohen und hält sich nun in Deutschland auf.
Die Geschichte spielt während jener Proteste, die im Herbst 2022 unter dem Motto „Frau, Leben,
Freiheit“ nach dem gewaltsamen Tod der jungen Jina Mahsa Amini im Iran begannen. In spiegeln sich die
Konflikte zwischen Staatsgewalt und Protestierenden in einer Familie wider: Der
Vater hat endlich die Beförderung zum Revolutionsgericht erhalten – sie fällt
jedoch mit dem Beginn der Demonstrationen zusammen. Während er im
Sekundentakt Gefängnisstrafen oder Hinrichtungen absegnen muss, geraten seine
Töchter zwischen die Fronten und hinterfragen zunehmend das
Tun des Vaters. Als dessen Pistole plötzlich verschwindet, eskalieren die
Konflikte. Auf die Frage, was ein Oscar für ihn und seine Arbeit bewirken
würde, sagte
Rasoulof im Gespräch mit ZEIT ONLINE: „Das wird ein Signal sein
für Filmemacher überall auf der Welt, dass auch sie ihre Geschichte einem
großen Publikum zeigen können.“
So verdient Rasoulofs Nominierung ist, so schwer wird es für
den Film sein, sich gegen die bereits mit Preisen überhäufte Konkurrentin durchzusetzen: Das Musikdrama des französischen Regisseurs Jacques
Audiard hatte in der Kategorie bester internationaler Film bereits einen Golden
Globe gewonnen, was stets als Hinweis für den Oscar gilt, und dazu noch den
Preis als bester Film in der Golden-Globe-Sparte Musical/Komödie.
Wie erwartet, führt in diesem Jahr das Ranking der Nominierungen an: 13 Oscar-Chancen gibt es für die Geschichte um einen mexikanischen Kartellchef,
der eine geschlechtsangleichende Operation vornimmt und dann als Frau versucht,
seine Familie wieder neu kennenzulernen. Die als
beste Hauptdarstellerin nominierte spanische Schauspielerin Karla Sofía Gascón ist
die erste trans Frau, die in dieser Kategorie berücksichtigt wurde.
Mit je zehn Nominierungen folgen die Feelgood-Kandidatin
mit Ariana Grande und , ein weiterer Golden-Globe-Gewinner. Regisseur Brady Corbet erzählt von einem fiktiven jüdischen
Architekten, gespielt von Adrien Brody, der den Holocaust überlebt hat und in den
USA versucht, die Vergangenheit in Bauten für die Zukunft zu bewahren.
Überraschend weit vorn liegt mit insgesamt acht Nominierungen auch . Edward
Bergers Adaption eines Papstwahl-Krimis von Robert Harris ist neben dem besten Film auch für das beste adaptierte Drehbuch (Peter Straughan),
den besten Hauptdarsteller (Ralph Fiennes), die beste Nebendarstellerin (Isabella
Rossellini) und die beste Filmmusik nominiert. Volker Bertelmann, der vor zwei
Jahren den Filmmusik-Oscar für gewann, kann sich erneut Hoffnungen machen.