Die Frontfrau der AfD hält ihr Privatleben aus der Politik heraus – vielleicht auch, weil es so gar nicht dem zu entsprechen scheint, wofür ihre Partei steht. Im Wahlkampf wechselt sie jetzt überraschend ihre PR-Strategie: Der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) gegenüber zeigt sich Alice Weidel plötzlich privat wie nie, spricht über ihre Frau Sarah, ihre Zeit als Jugendliche und ihren Eintritt in die AfD.
Ihre Jugend im Kreis Gütersloh (NRW)
Ihre Mutter habe sie „fixfertig angezogen und geschminkt“ um 6 Uhr für die Schule aus dem Bett geholt, erzählt Weidel der Zeitung – deshalb sei sie bis heute Frühaufsteherin. „Der Leistungsgedanke war immer da“, erklärt sie.
Ihre Schulzeit
Ihre Lehrer waren – so Alice Weidel – „lauter Alt-68er“: „Sie mochten mich ebenso wenig wie ich sie. Aber ich ließ mir natürlich auch nichts sagen.“ Um sie zu ärgern, sei sie im Mercedes ihres Vaters am Gymnasium vorgefahren.
Ihre Eltern
Vater Gerhard stammte aus einer schlesischen Vertriebenen-Familie, verdiente gut als Möbel-Vertreter. Mutter Margitta war Hausfrau. Man habe zur „Mittelschicht“ gehört, sagt Weidel, die von der NZZ ungewöhnlich distanzlos nur „Alice“ genannt wird.
Arbeitslose hatten nach Meinung der Familie Weidel ihr Schicksal häufig selbst verschuldet, der Bundestag war eine „Geldverschwendungsmaschine“. Im Urlaub ging es in die Schweiz, wo einer ihrer zwei älteren Bruder später an Elite-Unis in Zürich und St. Gallen studierte.
Ihre Ausbildung
Eigentlich wollte Alice Weidel Ärztin werden. Weil der Vater dagegen war, studierte sie BWL und VWL in Bayreuth (Bayern), schrieb ihre Doktor-Arbeit über das chinesische Rentensystem (Weidel spricht Mandarin). Anschließend ging sie nach Asien, nach einem Jahr in Japan und fünf Jahren in China arbeitete sie bei der Bank Credit Suisse in Singapur und bei der Allianz in Frankfurt.
Ihre Familie
Weidel lebt mit ihrer Frau Sarah Bossard und den gemeinsamen zwei Söhnen in der Schweiz. Die NZZ nennt die Vier „eine Regenbogenfamilie“ und erklärt: „Das Paar ist nicht durch eine anonyme Samenbank zu ihren beiden Buben gekommen, es kennt die Väter.“
Ihre Frau Sarah Bossard
„Sie ist unglaublich stark und in sich gefestigt“, sagt Weidel der NZZ über Sarah, die aus Sri Lanka stammt und mit drei Monaten von einem Schweizer Pfarrer-Ehepaar adoptiert wurde. Seit 15 Jahren sind sie und die AfD-Chefin zusammen.
Jeden Sonntag gehe Bossard zum Gottesdienst in eine Freikirche, erzählt Weidel. Sie selbst hingegen ist aus der katholischen Kirche ausgetreten.
Ihr Eintritt in die AfD
Grund für den Parteieintritt war laut Weidel ausgerechnet ein Streit mit ihrer Frau Sarah! Die war genervt, weil Alice mit langen Monologen über die EU-Politik beinahe eine Party gesprengt hatte. „Statt alle mit deinen Tiraden zu langweilen, mach doch selbst was in der Politik“, habe sie danach geschimpft. Alice Weidel hörte auf ihre Frau. Und trat 2013 in die frisch gegründete AfD ein.
In der Partei redet man hinter ihrem Rücken bis heute auch über ihre lesbische Liebe. Immerhin will die AfD laut ihres Programms gleichgeschlechtliche Ehen verbieten – obwohl ihre Co-Chefin in einer eingetragenen Partnerschaft mit einer Frau zusammenlebt. Dazu sagt Alice Weidel nur: „Wo Kinder sind, ist Familie“.
Ihre psychischen Herausforderungen
„Die besten Frauen sind Mütter“, schleuderte ein AfD-Parteigenosse einst Weidel entgegen. Nach einer verlorenen Abstimmung dürfe sie sich nichts anmerken lassen. Schwierig für Weidel. Denn: Sie sei „supersensibel“, sagt Weidel über sich selbst, und nah am Wasser gebaut.
Ihr Wohnort
2018 sei die Familie Weidel vom eher liberalen Biel (Schweiz) in das Städtchen Einsiedeln „geflüchtet“, so die NZZ. Zuvor war der ältere Sohn des Paars wegen Weidels AfD-Politik auf dem Spielplatz von seinem besten Freund verletzt worden, auf der Straße sei sie von Kindern als „Scheiss-Weidel, Scheiss-AfD, Scheiss-Nazi“ beleidigt worden sein.
In Einsiedeln in der Schweiz habe sie gehofft, dass die Leute „normal“ seien. Die Familie habe sich bei den Nachbarn vorgestellt. Über ihre Heimat sagt sie: „Hier kann ich Kraft tanken, in Berlin bekomme ich extrem viel ab.“ Sie schlage Einladungen ab, TV schaut sie bei sich zu Hause kaum, tut es als Zeitverschwendung ab. Sie gehe Wandern auf den nahen „Großen Mythen“, umarme Bäume, dusche kalt. Die AfD-Spitzenkandidatin fährt Range Rover.