Der grüne Wahlkampf wird von einem heftigen Skandal erschüttert. Die Belästigungsvorwürfe gegen den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar (48) aus der eigenen Partei beruhen – zumindest teilweise – auf einer gefälschten Opfer-Identität.

Gelbhaar zog im Dezember auf Druck aus der Partei seine Kandidatur für Platz zwei der Berliner Landesliste zur Bundestagswahl zurück. Stattdessen wurde der Berliner Bundestagsabgeordnete Andreas Audretsch (40), Wahlkampfmanager von Kanzlerkandidat Robert Habeck, auf den prominenten und vor allem sicheren Listenplatz gewählt.

Doch Habeck schweigt zum Fall Gelbhaar. Kein Wort von ihm. Er taucht ab.

Am Samstag war Habeck auf Wahlkampftour in München unterwegs. Bei einer Veranstaltung am Nachmittag wurde den anwesenden Journalisten angekündigt, dass Habeck im Nachgang noch Fragen beantworten werde. Doch dazu kam es nicht – Habeck ließ die wartenden Journalisten stehen.

Ein Grünen-Sprecher teilte den Journalisten kurzerhand mit, dass der Pressetermin ausfalle. Direkt danach verließ Habeck den Veranstaltungsort durch einen Hinterausgang, fuhr davon. Offenbar wollte er unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen.

Schon am Samstagmittag, bei einem anderen Auftritt, verweigerte Habeck jedes Statement zum Gelbhaar-Skandal: Als BILD ihn zweimal danach fragte, ging Habeck einfach wortlos weiter.

Audretsch verteidigt sich jetzt selbst. Gegenüber BILD betonte er seine Unschuld: „Ich weiß nicht, welche Frauen Vorwürfe erhoben haben und habe mit dem gesamten Vorgang nichts zu tun.“ Er habe „zu keinem Zeitpunkt Einfluss genommen“ auf die Entscheidungen zu Gelbhaars Aus. „Jeder Versuch, mich in eine solche Verbindung zu bringen ist unzulässig und unredlich.“

Zum Schicksal von Gelbhaar, dessen Politkarriere im Bundestag durch die Vorwürfe beendet wurde, schweigen die Grünen. Auch die Parteichefs Franziska Brantner (45) und Felix Banaszak (35) erwähnen ihn in einer Erklärung nicht. Sie kündigen nur an, die Person, die sich unter falscher Identität als Belästigungsopfer ausgegeben hat, aus der Partei schmeißen zu wollen.

Nach Gelbhaars Aus machte bei den Grünen Intrigen-Geraune die Runde. Die Vorwürfe gegen Gelbhaar wurden nur, zum Großteil anonym, bei der Ombudsstelle der Bundespartei eingereicht. Anzeigen bei der Polizei gab es nie. Jetzt wächst sich der Fall für die Partei zu einem Wahlkampf-GAU aus.

Ein Grünen-Politiker zu BILD: „Dagegen waren die Fehler von Annalena Baerbock im Wahlkampf 2021 Kindergarten.“