Es soll ein alarmierender Weckruf sein! Zwei Pflege-Experten richten einen deutlichen Appell an die kommende Bundesregierung, die im neuen Jahr zur Wahl steht:

▶︎ Der neue Kanzler müsse „Pflege zur Chefsache erklären“ und seine Koalition „Gesundheitsfachberufe hundert Prozent ernster nehmen“, sonst sei „die neue Regierung bereits zum Scheitern verurteilt, bevor sie überhaupt ihre Arbeit aufnimmt“, warnt Zukunfts- und Babyboomer-Forscher Prof. Dr. Thomas Druyen gegenüber BILD.

▶︎ Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, spricht von einer „Mammutaufgabe“, die mit „oberster Priorität angepackt“ werden müsse. Sonst drohe der Kollaps des gesamten Pflegesystems und eine „gesellschaftliche Katastrophe“. Und weiter: „Wer auch immer regiert, wir brauchen 2025 eine Zeitenwende in der Pflege“, so Vogler zu BILD.

„Wenn Pflege Luxus wird, haben wir versagt“

Laut der beiden Experten sei das „fehlende Mindset für Pflege“ eines der größten Probleme. Heißt: Politik und Bevölkerung müsse klar werden, dass Pflege elementar für unsere Gesellschaft sei.

Denn: „Pflege betrifft alle. Doch die Realität in Deutschland ist eine andere: Zu wenig Pflegefachpersonal, zu wenig pflegerische Versorgung, zu wenig gesellschaftliches Engagement und Verständnis für Pflege.“

▶︎ Für Druyen sind „Pflege und Pflegebewusstsein fundamentale Grundpfeiler der Demokratie“. Und weiter: „Die Pflege gehört von der Verfassung gesichert. Wenn aber Pflege von generell Bedürftigen zum Luxus wird, haben wir versagt und den moralischen Kompass zerstört!“ Klar sei: Niemand könne sich 3000 Euro monatlich zusätzlich für die Pflege leisten!

▶︎ Vogler fordert eine Revolution: „Pflege ist in Deutschland politisch klein gehalten und ignoriert worden. Die wirklichen Potenziale guter Versorgung und einer starken Berufsgruppe Pflege sind nicht erkannt – bis heute“.

Mit einem gemeinsamen Buch („Pflege. Zukunft. Menschenrecht.“), das als Aufruf zu verstehen ist, wollen Druyen und Vogler aber nicht nur mahnen, sondern auch 10 konkrete Impulse geben, wie das Pflege-Problem gelöst werden kann.

Obergrenze für Pflegebeiträge

Was es laut den Experten jetzt dringend braucht:

▶︎ Die Begrenzung der Pflegebeiträge „auf ein realistisches Maß“, die Kompetenzerweiterung für Pflegende im Gesundheitssystem, die Erleichterung des Pflegeberufes durch KI und ein damit verbundener Rückbau der Bürokratie.

▶︎ Die gesamtgesellschaftliche Aufwertung aller Pflegeberufe in Bildung, Ausbildung und Wertesystem – das bisherige System gehöre grundsätzlich auf den Prüfstand.

▶︎ Mehr Öffentlichkeit und Debatte, mehr Wertschätzung und Bereitschaft für neue Konzepte und Lösungen. Zudem sei wichtig, dass sich jeder über seine (mögliche, bzw. wahrscheinliche) Pflegebedürftigkeit im Klaren sei.

▶︎ In den Fokus gehörten Fachkräfte-Mangel und überalterte Gesellschaft: Man „müsse sich ehrlich machen“, wie lange es so überhaupt noch weitergehen könne. Denn: Fast 30 Millionen Menschen in Deutschland sind älter als 60 Jahre. Bedeutet für Druyen: Pflege müsse als der Zukunftsberuf schlechthin verstanden werden.

Es gehe in ihren Thesen „ganz grundsätzlich um ein Gesundheitssystem, was in sich so krank und marode ist, dass es selbst dringend kompetenter Pflege bedarf“, erklärt Vogler.