In welchen Ministerien und Behörden die Beschäftigten des Bundes besonders oft krankfeiern

Seit Wochen streiten Politik, Unternehmen und Gewerkschaften über die zunehmenden Krankheitstage in Deutschland. Denn im europäischen Vergleich sind Arbeitnehmer hierzulande besonders häufig krankgemeldet. Und die Tendenz ist steigend.

In der freien Wirtschaft sorgte das für Kritik: Mercedes-CEO Ola Källenius sagte, der hohen Krankenstand sei „ein Problem für die Unternehmen“. Allianz-Chef Oliver Bäte forderte sogar, dass Arbeitnehmer am ersten Tag einer Krankmeldung keinen Lohn mehr bekommen sollen. Doch nicht nur Unternehmen leiden unter dieser Entwicklung.

Auch in den Bundesbehörden fehlen Beamte und Angestellte immer häufiger wegen Krankheit. 2022 verzeichneten Ministerien und Co. einen sprunghaften Anstieg auf 21,7 Krankheitstage (zuvor 17,2 in 2021). Es waren knapp sieben Tage mehr, als im Bundesdurchschnitt. Doch das Rekord-Jahr 2022 war kein einmaliger Ausreißer, wie Business Insider erfuhr.

Krankenstand in Bundesbehörden weiterhin überdurchschnittlich

Auch 2023, dem aktuellsten Stand, blieb der Krankenstand in den Behörden und Ministerien der Bundesregierung auf einem hohen Niveau, verriet das Bundesinnenministerium auf Anfrage von „Business Insider“. Im Schnitt waren die Mitarbeiter der Bundesverwaltung 21 Tage im Jahr krank. Für die Verwaltung ist es ein kleiner Rückgang im Vergleich zu 2022, dennoch liegen Behörden und Ministerien damit sechs Tage über dem Bundesdurchschnitt.

Erhoben werden die Daten vom Innenministerium. Es misst die krankheitsbedingten Abwesenheitszeiten der Beschäftigten in der unmittelbaren Bundesverwaltung, in der aktuell rund 500.000 Menschen arbeiten.

Die krankheitsbedingten Abwesenheitstage variieren stark nach Ministerium, erklärt eine Sprecherin des Innenministeriums. „Diese Geschäftsbereichsbehörden sind in ihren Aufgaben und Struktur sehr heterogen und nicht ohne Weiteres vergleichbar.“ Diese Unterschiede wirken sich offenbar auch auf den Krankenstand aus. In einigen Behörden ist dieser teils doppelt bis dreimal so hoch wie in anderen.

Welches Ministerium hat die meisten Krankheitstage?

Die meisten Krankheitstage gab es – wie im Jahr zuvor – in der Behörde der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Dort fehlten die Angestellten über 27 Tage im Jahr. Jedoch sind das zwei Tage weniger als noch 2022.

Auf dem zweiten Platz landet das Verteidigungsministerium von Boris Pistorius (SPD) mit 23,45 Krankheitstagen im Jahr, auf Platz drei folgt der Bundestag mit 22,71 Tagen pro Jahr. Danach kommen der Bundesrat mit 21,81 und das Finanzministerium von Jörg Kukies (SPD) mit 21,56 Krankheitstagen. Die Daten beziehen sich auf die Ministerien und die dazugehörigen Geschäftsbereichsbehörden.

Am seltensten krankgemeldet sind die Arbeiter im Bundesverfassungsgericht mit gerade einmal 11,83 Tagen und im unabhängigen Kontrollrat. Dort fehlten die Beschäftigten krankheitsbedingt nur 9,13 Tage.

Mehr Kurzzeiterkrankungen als 2022

Auffällig ist auch, dass die Beschäftigten in der Bundesverwaltung tendenziell eher kürzer krank sind als noch 2022. So stieg die Anzahl der Kurzzeit-Erkrankungen deutlich an. 2022 entfielen knapp 16 Prozent aller Krankheitstage auf Kurzzeit-Erkrankungen zwischen einem und drei Tagen. 2023 waren es 18,6 Prozent.

Die Zahl der längeren Erkrankungen (vier bis 30 Tage) sank dementsprechend. Der Anteil der Langzeiterkrankungen und der Rehabilitations-Maßnahmen blieb im Vergleich zum Vorjahr ungefähr stabil.

Grund für den sprunghaften Anstieg der erfassten Krankheitstage innerhalb der letzten Jahre ist laut der DAK-Versicherung vor allem die elektronische Erfassung der Krankmeldungen.

Dieser Text erschien zunächst bei Business Insider.