Donald Trump ist noch nicht im Weißen Haus, doch schon sorgt der designierte US-Präsident für Verunsicherung unter Amerikas Verbündeten. Dass er nicht ausschloss, u. a. Grönland (gehört zu Dänemark) mit einem militärischen Einsatz zu übernehmen, verstörte westliche Regierungschefs.

Diesen Drohungen sollte Europa mit Entschlossenheit begegnen, sagt US-General a. D. Ben Hodges. Er war von 2014 bis 2017 oberster Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa. In BILD sagt er, wie der Westen mit Trump umgehen sollte.

„Russen und Chinesen werden es nutzen“

„Es ist entsetzlich, wenn ein designierter US-Präsident so über das Territorium eines Nato-Verbündeten spricht“, sagt der Amerikaner über Trumps Grönland-Drohung. „Dies schadet dem Zusammenhalt unseres Militärbündnisses.“ Und gibt Moskaus sowie Peking Propaganda-Futter: „Nichts davon ist hilfreich, weil die Russen und die Chinesen es sehr schnell nutzen werden, um zu rechtfertigen, was sie tun.“

Hodges stellt klar: „Wir haben dank Dänemark bereits eine Basis in Grönland. Wenn es Trump um die Sicherheit im Nordatlantik geht, dann sollte er unsere Verbündeten bitten, ihre maritimen Kapazitäten zu erweitern und Dänemark auffordern, mehr für die Verteidigung zu tun.“

„Für mich klingt das wie ein illegaler Befehl“

▶︎ Der langjährige US-Militär hält Trumps Drohungen für nicht umsetzbar: Sie würden an seinem eigenen Personal scheitern! „Es würde mich sehr überraschen, wenn US-Offiziere das tun würden“, sagt Hodges über die Grönland-Aussagen des designierten US-Präsidenten. „Für mich klingt das wie ein illegaler Befehl, einen unprovozierten Angriff auf die Nato-Verbündeten zu starten. Ich meine, das Ganze klingt einfach so undurchführbar und so unwahrscheinlich“, so Hodges.

„Nicht jedes Mal reagieren, wenn Trump etwas sagt“

Wie also mit Trumps Drohungen umgehen?

Hodges‘ Rat an Deutschland und die anderen EU-Länder: „Sie müssen nicht jedes Mal reagieren, wenn Trump etwas sagt.“

Vielmehr sollten sie „Vertrauen in ihre eigene Stärke haben“, so der Ex-Militär. Die EU-Volkswirtschaften seien „riesig“, die USA bräuchten Europa „sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus Sicherheitsgründen“.

Deutschland muss Führung gegen Trump übernehmen

Das Einzige, was den Europäern fehle, sei Führung. Diese Rolle müsse Berlin übernehmen. Hodges, der drei Jahre lang in Wiesbaden stationiert war, zu BILD: „Deutschland ist nicht nur die größte Volkswirtschaft Europas, sondern auch die stärkste Demokratie.“

Auch, wenn „viele Deutsche nur ungern eine Führungsrolle übernehmen wollen“, sei die Bundesrepublik jetzt gefragt. Nur so könnte man sich Trump selbstbewusst entgegenstellen.

► Der Amerikaner sieht die Rolle der Bundesrepublik in Europa jedoch realistisch. „Deutschland wird nie das beliebteste Land Europas sein. Aber die anderen suchen nach jemandem, der nicht zulässt, dass Trump all das ruiniert, wofür wir alle seit dem Kriegsende gearbeitet haben.“

Zieht Trump die Atom-Waffen ab, wird es gefährlich

Hodges warnt die Deutschen jedoch, sich zu sehr mit Trump zu überwerfen. Hintergrund: 60 Prozent der Bundesbürger wollen, dass die USA ihre 20 im Rheinland stationierten Atomwaffen abziehen. Trump selbst hat bereits mit diesem Abzug gedroht.

Hodges gibt zu bedenken: „Wenn der US-Präsident sagt, dass Europa sich auf den nuklearen Schutzschild von Frankreich und England verlassen muss, dann wird Russland sofort sehen, wie verwundbar Europa ohne die amerikanische Nuklear-Abschreckung ist.“