Gefahr vor unserer Küste! Manövrierunfähig trieb am Freitag der Tanker „Eventin“ in der Ostsee vor Rügen. Erst am Abend wurde das Schiff gesichert. An Bord: 99.000 Tonnen Öl. Genug, um eine Umweltkatastrophe auszulösen.

Die „Eventin“ ist Teil von Putins geheimer Schattenflotte: mehr als 100 schrottreife Tanker und Frachtschiffe, mit denen Russland die westlichen Sanktionen beim Öltransport umgeht. Die Schiffe fahren unter exotischen Flaggen (z. B. Panama), um nicht erkannt zu werden, die Technik ist rostig, die Versicherung unzureichend. Von Russland aus führt die Route in der Ostsee durch die sogenannte „Kadetrinne“ vorbei an der deutschen Küste.

Daten zeigen, die „Eventin“ war zuletzt nach Indien unterwegs – Russlands größter Öl-Abnehmer.

Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) warf Russland am Freitag vor, die „maroden Öltanker“ zur hybriden Kriegsführung zu nutzen und die Sicherheit Europas zu gefährden. Putin nehme in Kauf, dass Öl auslaufe und der „Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt“.

► Warum dürfen die rostigen Tanker dann weiter durch unsere Ostsee schippern?

Völkerrechtler Prof. Christoph Safferling (53, Uni Nürnberg) zu BILD: „Grundsätzlich darf jedes Schiff auf der Ostsee fahren. Die friedliche Durchfahrt muss erlaubt werden, das ist im UN-Seerechtsübereinkommen garantiert.“

Auf hoher See hat der Staat das Sagen, unter dessen Flagge das Schiff fährt. Nähert sich ein Tanker der Küste eines Landes, gilt ebenfalls das Recht der freien Durchfahrt, Kontrollen sind nicht erlaubt. Ausnahme: Auf dem Schiff werden z. B. Waffen getestet oder die Umwelt absichtlich verschmutzt.

Heißt im Klartext: Auch die klapprigen Tanker mit russischem Öl dürfen die Ostsee befahren, solange sie sich an die Regeln halten.

▶︎ Wofür sind die Sanktionen?

Sie sollen Russlands Öl-Handel mit den Schiffen der Schattenflotte erschweren. U. a. dürfen europäische Häfen nicht mehr angefahren werden. Stattdessen laden die Schiffe teilweise in riskanten Manövern Waren und Öl auf offener See um.

Sie verhindern allerdings nicht, dass die Schiffe durch die Ostsee fahren.