Ein manövrierunfähiger Tanker treibt nördlich der Insel Rügen in der Ostsee. Der Tanker hat nach Angaben des Havariekommandos etwa 99.000 Tonnen Öl geladen.

Bei dem Schiff handelt es sich um den Tanker „Eventin“, der unter der Flagge Panamas fährt. Das 248 Meter lange Schiff hatte im russischen Ostsee-Hafen Ust-Luga an der Grenze zu Estland Öl geladen und am 6. Januar abgelegt. Als Zielhafen war Port Said in Ägypten angegeben.

„Eventin“ ist Teil der russischen Schattenflotte

Die 19 Jahre alte „Eventin“ ist ein Teil der sogenannten russischen Schattenflotte, mit der Kreml-Tyrann Wladimir Putin (72) die westlichen Sanktionen beim Öltransport wegen des Ukraine-Krieges umgeht.

Die russische Schattenflotte umfasst mehr als 100 rostige Tanker und andere Frachtschiffe, die in miserablen Zustand sind und unter exotischen Flaggen durch die Ostsee fahren, wobei deren Besitzer häufig im Dunkeln bleiben.

Die „Eventin“ passt perfekt in das Muster: Sie wurde 2006 unter dem Namen „Storviken“ unter norwegischer Flagge in Dienst gestellt, wurde dann 2022 als „Charvi“ in Panama registriert und bekam im Juni 2024 ihren aktuellen Namen. Außerdem typisch für Schiffe der Schattenflotte: Die „Eventin“ deaktivierte immer wieder ihre Ortungssysteme.

Über die aktuellen Eigner des Schiffes gibt es keine Informationen. Als „Charvi“ gehörte der Tanker einer ebenfalls 2022 gegründeten Firma mit Sitz in Dubai. Sie wurde im März 2024 liquidiert. Nur drei Monate vor der erneuten Umbenennung des Schiffes.

Tanker wurde in russischem Öl-Hafen beladen

Das 248 Meter lange Schiff hatte in Russland unweit der Grenze zu Estland Öl geladen und am 6. Januar abgelegt. Als Zielhafen war Port Said in Ägypten angegeben. Laut öffentlich einsehbarer Schiffsdatenbanken führten die letzten Reisen allerdings in den indischen Hafen Visakhapatnam. Indien hat sich den Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen, ist inzwischen größter Kunde für Öl aus Putins Reich.

Schlepper und Flugzeug auf dem Weg zum Russen-Tanker

Das für Schiffsunglücke zuständige Havariekommando in Cuxhaven : „Zur Vermeidung weiterer Gefahren ist das Mehrzweckschiff ‚Arkona‘ der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und der Notschlepper ‚Bremen Fighter‘ beim Havaristen.“

Zudem sei der Schlepper „Bremen“ und ein Team, das zur Herstellung einer Schleppverbindung auf den Havaristen abgeseilt werden kann, alarmiert. „Das Sensorflugzeug Do 228 ist auf dem Weg zum Seegebiet, um weitere Informationen zu erhalten.“ Die Evakuierung der 24 Mann Besatzung sei nicht notwendig.

Unglücks-Tanker treibt in der Nähe von Unterseekabeln

Experten hatten schon länger vor Unglücken mit den oft schrottreifen, nicht aktuellen Sicherheitsstandards entsprechenden Schatten-Tankern gewarnt. Was die Havarie der „Eventin“ neben der Gefahr einer Ölpest zusätzlich brisant macht: In der Nähe ihrer Position verlaufen Unterseekabel nach Skandinavien.

Erst im Dezember hatte vermutlich der Russen-Tanker „Eagle S“ Unterseekabel zwischen Finnland und Estland beschädigt. Im November war ein Glasfaserkabel zwischen Helsinki und Rostock beschädigt worden. Ermittlungsbehörden und Geheimdienste gehen in beiden Fällen von Sabotage aus.