Beim Dreikönigstreffen in Abensberg hat der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger seinem Ärger über die Medien Luft gemacht. Und stellt eine überraschende Vermutung auf.
Gleich zu Beginn seiner Rede im Weißbierstadl lederte er in breitem Bayerisch vom Redner-Pult runter: „Was ist denn das für eine neutrale Presse, wenn wir ständig ignoriert werden?“
Und weiter: „Wissen Sie, wann ich zum letzten Mal beim Lanz war? Das war im Juli und November 2023.“
Applaus von den Bierbänken unten. Der stellvertretende bayerische Ministerpräsident schaltet noch einen Gang rauf.
▶︎ „Weil man es dort (in der ZDF-Sendung ‚Markus Lanz‘, d. Red.) zweimal hintereinander nicht geschafft hat, mich mit vereinten Kräften durch den Fleischwolf zu drehen, haben sie gesagt ‚Lieber laden wir den nicht mehr ein, bevor wir den nur noch bekannter machen‘!“
Dann folgt ein Seitenhieb auf die BSW-Chefin: Aiwanger läuft auf Hochtouren, ruft mit kehliger Stimme in den Saal: „Dafür ist aber eine Frau Wagenknecht Dauergast in diesen Talkshows – vielleicht deshalb, weil sie schönere Beine hat als ich!“.
Die Menge im Weißbierstadl johlt, Bierkrüge krachen gegeneinander.
BILD hat nachgeschaut: tatsächlich war Sahra Wagenknecht seit Juli 2023 mindestens fünfmal bei Markus Lanz im ZDF zu Gast. Hinzu kommen mehrere Interviews im „heute journal“, Auftritte in anderen Talkshows wie „Anne Will“ und „Carmen Miosga“ sowie die fünfteilige ZDF-Doku-Serie „Inside Bündnis Wagenknecht“.
Aiwanger wurde zuletzt im November 2023 in der ARD zu „Maischberger“ eingeladen.
Fakt ist aber auch: Wagenknecht gründete Anfang 2024 ihr „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW), kommt in Umfragen bundesweit mittlerweile auf 6,5 Prozent – die Freien Wähler von Aiwanger sind lediglich unter den sonstigen Parteien vertreten. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg schaffte das BSW aus dem Stand jeweils zweistellige Ergebnisse.
▶︎ Mehr Wählerinteresse und höhere Wahlergebnisse dürften entscheidend für Talkshow-Einladungen sein, entgegen Aiwangers Vermutung.
Für die Freien Wähler läuft es aktuell schlecht: Im Bund liegt die Partei derzeit nur bei 2 Prozent, in ihrer Hochburg Bayern kommen sie nur auf 4 Prozent. Unwahrscheinlich also, dass die Partei bei der nächsten Wahl den Sprung in den Bundestag schafft.