Es war bereits durchgesickert, jetzt hat er es offiziell angekündigt: Kanadas Premierminister Justin Trudeau (53) tritt zurück. Das sagte er bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag in Ottawa.

„Ich beabsichtige, als Parteivorsitzender und als Premierminister zurückzutreten, nachdem die Partei ihren neuen Vorsitzenden gewählt hat“, sagte der liberale Trudeau. „Dieses Land verdient eine echte Auswahl bei der nächsten Wahl und mir ist klargeworden, dass ich nicht die beste Alternative bei dieser Wahl sein kann, wenn ich interne Kämpfe ausfechten muss.“ Über die Entscheidung habe er am Sonntag beim Abendessen mit seinen Kindern gesprochen.

▶︎ Zu einer Panne kam es unmittelbar vor Trudeaus Rücktritts-Verkündung: Als er zum Pult lief, wurden mehrere Seiten seines dort liegenden Redemanuskripts weggeweht. Doch die brauchte er offenbar ohnehin nicht, Trudeau sprach vollkommen frei.

Der Noch-Premier steht intern unter Druck, da Umfragen seiner Partei eine deutliche Niederlage bei den spätestens im Oktober anstehenden Parlamentswahl voraussagen. Mehrere liberale Abgeordnete haben ihn wegen der schwachen Umfragewerte öffentlich zum Rücktritt aufgefordert.

Viele Kanadier werfen ihm vor, dass er seine vielen Versprechen nicht erfüllt habe, dass die Preise zu stark gestiegen seien und es im Land zu wenig Wohnraum gebe.

Die Krise kommt für Kanada zur Unzeit: Bald-US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, einen Zoll von 25 Prozent auf alle Einfuhren aus Kanada zu erheben. Das dürfte die kanadische Wirtschaft schwer treffen. Trump tritt sein Amt am 20. Januar an.

Als „liberale Lichtgestalt“ war Trudeau 2015 erstmals zum Regierungschef von Kanada gewählt worden und führte seine Partei 2019 und 2021 zu weiteren Siegen. In Umfragen liegt er derzeit allerdings 20 Prozentpunkte hinter seinem konservativen Widersacher Pierre Poilievre (45), der auf 40 Prozent kommt.