Annalena Baerbocks Syrien-Besuch am Freitag hat ein weiteres Nachspiel: In Damaskus hatte der neue Machthaber Ahmed al-Scharaa der Bundesaußenministerin zunächst nicht die Hand gegeben – anders als ihren männlichen Begleitern.
Jetzt folgte die nächste Diskriminierung: Islamistische Nachrichtenkanäle aus dem Umfeld der neuen Machthaber verbreiten Fotos des Baerbock-Besuchs – und zensieren dabei die deutsche Politikerin!
Der Nachrichtenkanal Almharar verbreitete auf Telegram Fotos, auf denen die Bundesaußenministerin durch Vernebelung unkenntlich gemacht wurde.
Zu erkennen ist Baerbock dabei nur an ihrem auffällig legeren Outfit (helle Chino-Hose, helle Bluse).
Frankreichs Außenminister wird gezeigt
Ganz anders ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot (41). Weil er ein Mann ist, wird er komplett unbearbeitet neben den syrischen Politikern und anderen Männern abgebildet.
Almharar ist der Freien Syrischen Armee angeschlossen, der größten bisherigen Oppositionsbewegung in Syrien, die gerade die Macht erlangt hat. Heißt: Der Kanal steht den neuen Machthabern nahe, ist aber keine offizielle syrische Nachrichtenagentur wie die Syrian Arab News Agency (Sana).
► Letztere zeigte die gleichen Fotos unzensiert: Baerbock neben Barrot und dem neuen syrischen Außenminister Asaad Al Shaybani, Baerbock beim Empfang im neuen Regierungsgebäude mit dem neuen Regierungschef Ahmad al-Scharaa, Baerbock beim Besuch von Assads Horror-Knast Sadnaja.
Dennoch werfen die zensierten Bilder die Frage auf, wie islamistisch die neuen Syrien-Machthaber wirklich sind – trotz der Bemühungen, sich international als gemäßigt und tolerant zu präsentieren.
Ein Signal an die eigene Anhängerschaft?
Der Baerbock-Besuch hatte bereits mit einem Affront begonnen, als der neue Syrien-Machthaber al-Scharaa der deutschen Außenministerin, die sich eine feministische Außenpolitik auf die Fahnen geschrieben hat, nicht die Hand gab.
Journalist Sergej Maier von RTL hatte die zensierten Baerbock-Fotos zuerst entdeckt. Er vermutet auf X, dass die unkenntlich gemachte Baerbock dazu dient, der eigenen Anhängerschaft das Signal zu senden, dass man nicht vom Islamismus abgekehrt sei – während die offiziellen Bilder von Sana das internationale Image pflegen sollen.