Das Handwerk steht vor einem massiven Sterben. Tausende Betriebe haben unklare Zukunftsaussichten, da viele Meister keinen Nachfolger finden. Doch in der Krise liegen auch Chancen.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Diese alte Redensart wird jetzt zur bitteren Wahrheit.
Dem Handwerk gehen die Meister, Gesellen und Lehrlinge aus. Experten sind deshalb alarmiert: In den kommenden fünf Jahren werden Zehntausende Betriebe dichtmachen, die Wartezeiten auf Handwerker drastisch nach oben schießen.
Franz Xaver Peteranderl (69), Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), warnt: „Viele Betriebe werden aufhören. Für die Kunden bedeutet das: Sie müssen wahrscheinlich länger warten, bis sie einen Handwerker finden.“
Aktuell fehlen bereits 113.000 Fachkräfte im Handwerk, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt. Dazu kommt: Bis 2030 suchen rund 125.000 Handwerksbetriebe laut ZDH einen neuen Chef. Bis 2045 sind es sogar rund 450.000 Betriebe. Bedeutet: fast jede zweite Chefstelle muss neu besetzt werden.
Doch die Suche läuft bei vielen äußert schleppend. Handwerks-Vize Peteranderl befürchtet, dass die Nachfolge in jedem vierten Betrieb ungeklärt ist.
Lydia Malin vom IW bestätigt: „Die Altmeister der Babyboomer-Generation gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Finden die Betriebe keine Fachkräfte mehr, müssen wir mit mehr Betriebsschließungen rechnen – als beispielsweise heute schon im Fleischerhandwerk.“
Längere Wartezeiten eine Folge
Der Handwerker-Notstand führt zu immer längeren Wartezeiten. Aktuell müssen Kunden im Schnitt acht bis neun Wochen warten, bis ein Handwerker vorbeikommt. Bessert sich die Wirtschaftslage, dürften es schon bald deutlich mehr als zehn Wochen werden.
Peteranderl: „Das ist nach Branche und Gewerk unterschiedlich, es wird nicht mehr so sein wie in den 2000er-Jahren, als Sie bei einem Handwerker angerufen haben und der stand am nächsten Tag vor der Tür.“
Heute hat das Handwerk große Probleme, Azubis zu finden.
Gründe für den fehlenden Nachwuchs: Es gibt zu wenig junge Leute, die eine Handwerker-Lehre machen wollen. Außerdem schrecke viele die Bürokratie ab, so Peteranderl. U.a. seien die Arbeitszeitregelungen zu strikt (max. 8 Stunden pro Tag).
„Dabei sieht die europäische Arbeitszeitregelung nur die Höchstgrenze von 48 Stunden in der Woche vor“, so Peteranderl. „Es gibt keine Beschränkung auf Tage.“ Das sei gerade im Bauhandwerk problematisch.
Doch die Suche läuft bei vielen äußert schleppend. Handwerks-Vize Peteranderl befürchtet, dass die Nachfolge in jedem 4. Betrieb ungeklärt ist.
Lydia Malin vom IW bestätigt: „Die Altmeister der Babyboomer-Generation gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Finden die Betriebe keine Fachkräfte mehr, müssen wir mit mehr Betriebsschließungen rechnen – wie beispielsweise heute schon im Fleischerhandwerk.“
Im Handwerk droht ein Job-Drama: Es gibt zu wenig junge Leute, die eine Handwerker-Lehre machen wollen und damit fehlen dann auch junge Meister, die einen Betrieb übernehmen können. Viele schrecke auch die Bürokratie ab, so Peteranderl. Außerdem seien die Arbeitszeitregelungen zu strikt (max. 8 Stunden pro Tag). „Dabei sieht die europäische Arbeitszeitregelung nur die Höchstgrenze von 48 Stunden in der Woche vor“, so Peteranderl. „Es gibt keine Beschränkung auf Tage.“ Das sei gerade im Bauhandwerk problematisch.
Die Krise als Chance
Viele Handwerksbetriebe finden keinen Nachfolger, obwohl sie hochprofitabel sind. Das ist eine enorme Chance für Handwerker, in eine gesicherte Selbstständigkeit zu starten.
Auf Deutschlands größter Nachfolgebörse „nexxt Change“ sind aktuell 2639 Handwerksbetriebe gelistet (u.a. Bäckereien, Fliesenleger, Optiker), für die ein neuer Chef gesucht wird. Man kann nach Branchen, Regionen, Betriebsgröße filtern.
Finanziert werden Betriebsübernahmen z.B. von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dort gibt es Förderprogramme, darunter den „ERP-Förderkredit Gründung und Nachfolge“ (max. 500.000 Euro mit 100%-Garantie durch die Bürgschaftsbank) oder der „ERP-Gründerkredit – StartGeld“ (max. 125.000 Euro).