Vier Wochen ist es her, dass Syrien-Schlächter Baschar al-Assad (59) gestürzt worden ist. Jetzt reist Außenministerin Annalena Baerbock (44, Grüne) in das von jahrelangem Bürgerkrieg zerschossene Land. Der Besuch der Spitzenpolitikerin kommt überraschend, sie war am Freitagmorgen nach Damaskus aufgebrochen.
Ziel der Reise: In der syrischen Hauptstadt will Baerbock mit „den neuen Machthabern“ sprechen. Damit ist die Islamisten-Organisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS, auf Deutsch: Organisation zur Befreiung Syriens) gemeint. Deren Anführer ist Ahmed al-Scharaam (42), ein nach eigenen Angaben geläuterter Ex-Terrorist von al-Qaida.
▶︎ Seinen Kampfnamen Abu Mohammed al-Dscholani hat er pünktlich zur Machtübernahme abgelegt, staubigen Flecktarn gegen gebügelten Anzug getauscht. Was die Maskerade – auch im Hinblick auf das benachbarte Israel – letztlich wert ist, wird die Zeit zeigen. Die ägyptische Islamismus-Expertin Dalia Ziada (42) warnte in BILD: Einmal radikal, immer radikal!“ Al-Scharaam hatte bereits angedeutet, dass bis zu demokratischen Wahlen in Syrien mehrere Jahre vergehen werden.
„Ein politischer Neuanfang zwischen Europa und Syrien, zwischen Deutschland und Syrien ist möglich“, wird Annalena Baerbock zu ihrer Reise zitiert. Sie komme im Auftrag der Europäischen Union und „mit ausgestreckter Hand“. Man habe allerdings auch „klare Erwartungen“. Dabei hob Baerbock vor allem eine Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten hervor. Die Ministerin versicherte Hilfe „bei einem inklusiven friedlichen Machtübergang, bei der Versöhnung der Gesellschaft und beim Wiederaufbau“.
Baerbock ist von Zypern aus nach Damaskus aufgebrochen, dort trifft sie auch ihren Amtskollegen Jean-Noel Barrot (41). Der Franzose hatte zuvor im Libanon mit dort stationierten Soldaten den Jahreswechsel gefeiert. Annalena Baerbock war zu Gesprächen in Zypern.
BILD hatte bereits Mitte Dezember exklusiv vermeldet, dass Deutschland Gespräche mit den neuen Machthabern in Syrien beginnen wird.