Wie geschickt präsentieren sich Scholz, Merz und Habeck?

Rhetorik-Trainer Michael Ehlers (52) hat sich in der Rheinischen Post die Kommunikation der drei Kanzlerkandidaten vorgenommen. Sein Urteil: Da ist noch Luft nach oben bis zur Wahl.

BILD gibt die wichtigsten Urteile wieder.

Schwerer Fehler von Olaf Scholz

Der Auftritt des Bundeskanzlers nach der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner (47, FDP) war ein schwerer Fehler, diagnostiziert der Rhetorik-Experte. „Das war eine absolute Katastrophe.“

Ehlers: „Es geht nicht, dass ein Bundeskanzler sich öffentlich hinstellt und persönliche Befindlichkeiten preisgibt.“ In seinen Augen habe der Auftritt Scholz sehr geschadet – auch bei möglichen „künftigen politischen Partnern“.

Größtes Problem für Scholz sei seine zurückhaltende Art – „introvertiert, ruhig, verschlossen, wenig kommunikativ“. Kommunikation sei ein Raum, der gefüllt werden müsse, so Ehlers „Wenn ich ihn als Kanzler einer Nation nicht fülle, dann füllen ihn andere.“

Friedrich Merz leidet an seiner Größe

Mit seinen 1,98 Metern Körpergröße überragt Friedrich Merz die meisten seiner Gesprächspartner. Das führe zu einem fatalen Effekt, analysiert Ehlers: „Er legt sein Kinn beim Sprechen zu sehr auf die Brust. Damit wollen große Menschen sich kleiner machen, um nicht arrogant zu wirken. Das Problem ist: Es passiert genau das Gegenteil.“

Merz wirke häufig, als ob er auf andere hinunterschaue! Der Tipp vom Rhetorik-Trainer: Bei Reden die Nase etwas höher halten, um das Gefühl von Augenhöhe zu erzeugen.

Insgesamt könnte Merz auch einige „Redebausteine“ brauchen, um Frauen und jungen Wählern zu zeigen, dass er sie wertschätze. Denn: In der konservativen Zielgruppe von CDU/CSU im Alter von 60 oder 65 plus stoße er auf große Resonanz. „Schwierigkeiten hat er aber – das ist nicht neu – im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht und auch mit der Jugend.“

Habeck will mit Ehrlichkeit punkten

Der Kanzlerkandidat der Grünen will laut Ehlers moderat wirken. Robert Habeck „möchte ehrlicher sein, und das bringt ihm viele Sympathien ein“.

Sein Kniff: Fehler zugeben. „Es gibt die rhetorische Regel, nach der das Zeigen von Schwäche immer auch ein Zeichen von Stärke ist. Seine Zielgruppe hat Habeck damit für sich eingenommen.“

So wolle Habeck die grundsätzliche Härte der Grünen in Sachen Umweltpolitik etwas abmildern. „Sie meinen, dass nur ihr Weg der Richtige ist, um die Welt zu retten.“