Auf Zombies schießen!
Wer sich von den Komplexitätsanforderungen erholen will, die 2025 sicher an uns stellen wird, dem sei ein wenig therapeutische Unterkomplexität empfohlen. Kurz in eine Welt eintauchen, in der Gut und Böse säuberlichst voneinander getrennt sind; wo die Rechtschaffenden nicht Gefahr laufen, sich um ihre Integrität zu bringen und Schurken nicht versucht sind, sich in letzter Sekunde bekehren zu lassen. Kurz: Vielleicht sollte man dieses Jahr zwischendurch mal auf Zombies schießen. Die haben keinen falsch eingestellten moralischen Kompass, sondern einfach nur Hunger. Und wenn sie nicht mehr untot, sondern ganz tot sind, dann trauert keine hinterbliebene Zombie-Familie um sie und alle Nichtzombies freuen sich.
Ja, im Überlebenskampf gegen Zombies muss man kein schlechtes Gewissen, ach, gar kein Gewissen haben. Praktischerweise bieten sich die Untoten gleichzeitig als vielleicht vielseitigste Projektionsfläche der Popkultur an: Sie können genauso gut als Symbol für die Kollektivierungsgefahr des Sozialismus wie für die Ausbeutungstendenz des Kapitalismus stehen; mal sind sie ein Produkt der ruchlosen Wissenschaft, mal Geschöpfe der rachsüchtigen Natur. Zombies mögen nicht in der Lage sein, zu sprechen; aussagen können sie alles. Was sich gut trifft, wenn man mit einer Schrotflinte auf wirklich alles schießen will, was einen so gerade an der Welt stört.
Also rein in die Apokalypse! Beispielsweise kann man sich im jüngst erschienenen Spiel in einem wunderbaren Zombie-Modus allen Frust und jeden Zweifel von der Seele ballern. Oder man gibt dem grandiosen Remake von eine Chance. Und falls 2025 wider Erwarten tatsächlich eine Zombie-Apokalypse ausbrechen sollte, ist man – als Bonus sozusagen – sogar darauf vorbereitet.
Das Handy wegsperren!
Es kann eine befreiende Einsicht
sein, dass die Menschheit im Allgemeinen und man selbst im Speziellen
eine Enttäuschung ist. Dass man nicht zu jenen Übermenschen zählt, denen
auch das Schwierige aus eigener Willensstärke gelingt: Mit dem Rauchen
aufhören und mit dem Sport anfangen, den Papierkram erledigen, die
wirklich schweren Gespräche führen, und, verdammt noch mal, nicht ständig
aufs Handy schauen! Schluss jetzt, leg endlich das Ding weg, du Opfer!
Ich
habe nun aufgegeben, zu meinem Glück, und mir ein Handy-Gefängnis
gekauft. Wir wissen ja längst, dass es uns innerlich gehörig anknackst,
die Welt auch und erst recht 2025 live beim Untergehen über unsere
Handybildschirme anzustarren. Nicht immer, aber immer öfter lege ich
deshalb abends das Gerät in eine kleine, weiße Plastikbox mit Schloss
und Zeitschaltuhr. Dann springe ich nackt über Blumenwiesen und lasse
die reine Luft und die echten, analogen Empfindungen in meinen vom
Digitalkapitalismus verhärmten Körper und Geist strömen.
Nein,
Scherz. Oft schaue ich in meinen handyfreien Stunden Netflix oder
Fußball, manchmal lese ich, und gelegentlich führe ich sogar echte
Gespräche mit meinen minder- und volljährigen Mitbewohnerinnen, kurz,
meiner Familie. Wir reden womöglich auch über den Zustand der Welt, der
ja kein bisschen besser wird, nur weil mein Handy im Gefängnis steckt. Mit dem Scrolling endet der Doom nicht, aber er verliert seinen Sog, seine hypnotische Kraft. Das Gefängnis hilft Opfern wie mir, sich etwas freier zu fühlen.
Spielen, natürlich!
Stabile Doppelkopf-Runde, erstens, zum Beispiel immer sonntags vor Miosga,
am besten mit Pokal, zum Jahresende zu vergeben, mit
Sieger-Namens-Gravur drauf, dann käme Ende 2026 der nächste Name dazu,
Ende 2027 wieder einer oder halt immer derselbe, und für Ambitionierte
ließe sich der Pokal in Silber gravieren. Skat geht auch. Das ist das
Gegenteil von Weltflucht, Spielen macht stark, um sich rauszutrauen ins
Getümmel. Wer spielt, bildet sich schon mal nicht ein, dass dieses neue
Jahr 2025 jetzt so ganz besonders kompliziert zu überleben ist, denn
danach kommt ja das nächste.
Zweitens hilft Abendbrot, eine Handvoll
Leute am Tisch, etwa um sieben, auf ein Stündchen nur, Brot, Wein,
Gelächter. Schön wäre also ein ungekündigtes Dach über dem Kopf,
Freunde, warmes Zimmer mit Tisch, ein guter Tropfen. Am liebsten
trocken, von der Mosel. Und eine Steckdose, ja. Extra schön wäre vor dem
Fenster eine Himbeerranke, ein Fuchsien-Setzling, für die Skala der
Rot-Töne. Und falls obendrein noch einer im Nebenzimmer Geige übte oder
Klavier, oder eigentlich ganz egal was, Hauptsache spielen und üben,
dann fehlte nur noch die Stammkneipe um die Ecke, muss sein.