Mehr als ein Drittel der Deutschen, die regelmäßig digitale Geräte oder Anwendungen nutzen, wollen im kommenden Jahr eine digitale Auszeit nehmen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom hervor, die WELT exklusiv vorliegt. Demnach planen 36 Prozent der Befragten, bewusst auf die Nutzung digitaler Medien oder Geräte zu verzichten, um mehr Zeit offline zu verbringen. Im Durchschnitt soll diese „Digital-Detox“-Phase sechs Tage dauern.
Die Vorsätze für 2025 liegen aber leicht unter denen des Vorjahres: 2024 hatten noch 41 Prozent der Befragten eine digitale Auszeit geplant, die im Schnitt eine Woche dauern sollte. Ein Blick auf frühere Jahre zeigt jedoch einen Trend nach oben. Ende 2021 waren es nicht mal zehn Prozent der Deutschen, die das in Betracht gezogen hatten.
„Das Smartphone immer in der Tasche, soziale Medien, Nachrichten, Filme und Spiele nur einen Klick entfernt – für viele ist das mittlerweile ganz selbstverständlich“, sagt Sebastian Klöß, Experte für Consumer Technology beimk Bitkom. Gezielte Pausen könnten dabei unterstützen, das eigene Nutzungsverhalten zu reflektieren und den bewussten Umgang mit digitalen Geräten und Inhalten zu fördern.
Doch wie sieht es tatsächlich mit der Konsequenz der Deutschen aus? Der Umfrage zufolge haben vier von zehn Menschen bereits eine bewusste Auszeit von digitalen Medien oder Geräten genommen. Allerdings nicht immer erfolgreich. 15 Prozent haben den Versuch nach eigenen Angaben wieder abgebrochen.
Fast ebenso viele haben zumindest einen Tag durchgehalten. Und zwölf Prozent konnten sich mehrere Tage beherrschen, sechs Prozent schaffte es eine Woche oder länger. „Um länger durchzuhalten, kann es hilfreich sein, sich bereits im Voraus Alternativpläne für die Freizeit zu überlegen und eine eventuelle Nicht-Erreichbarkeit zu kommunizieren“, sagt Klöß vom Bitkom. Wer die digitale Auszeit verlängern oder die alltägliche Bildschirmzeit langfristig reduzieren wolle, könne zudem auf spezielle Apps und Anwendungseinstellungen zurückgreifen. Diese erinnerten an Pausen oder beschränken den Zugriff auf einzelne Apps oder ganze Kategorien für einen selbst festgelegten Zeitraum.
Tatsächlich haben die Hersteller der beiden großen Smartphone-Betriebssysteme Apple und Google entsprechende Funktionen in die iPhones und Android-Geräte längst eingebaut. Dort können Nutzer ihre Bildschirmzeit ablesen und entsprechende Grenzen festlegen.
Sich digital komplett zu entziehen, fällt aber der großen Mehrheit schwer. Nur drei Prozent, die schon einmal digital gefastet haben, ließen die Finger von allen ihren digitalen Geräten und Anwendungen. Die meisten von ihnen haben nur auf bestimmte Geräte verzichtet. Mit 37 Prozent standen dabei das Smartphone, die Spielkonsole und das Online-Shopping an der Spitze.
Immerhin noch ein Drittel hat sich eine Auszeit von sozialen Netzwerken wie TikTok, Instagram oder Facebook genommen, gut 30 Prozent vom Gaming. Den Verzicht auf Chatten via SMS oder Messenger ist 22 Prozent gelungen, bei E-Mails ist das nur noch elf Prozent gelungen.
Bei der Abendunterhaltung war dann weitgehend Schluss. Nur sieben Prozent haben auf Streaming-Dienste wie Netflix verzichtet. Doch nicht allen ist der Verzicht schwergefallen. Der Bitkom-Umfrage zufolge nutzen zwei Prozent der Deutschen generell keine digitalen Geräte und Anwendungen. Die Betroffenen gehören ausschließlich zur Altersgruppe der Menschen über 65 Jahren.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.