„Fritze Merz erzählt gern Tünkram“, spottet der Bundeskanzler. Ist das der neue Stil der deutschen Politik? SPD-Chef Lars Klingbeil hat jetzt bei Maybrit Illner (58) versucht, die ungewöhnliche Provokation von Olaf Scholz (66, SPD) gegen Oppositionschef Friedrich Merz (69, CDU) als übliches Wahlkampfgetöse abzutun.

Illners erste Frage gleich zum Start: „Ist das Lieblingswort von Olaf Scholz immer noch ‚Respekt‘? Wenn, dann fragt man sich, ob man tatsächlich mit dem Herausforderer so umgeht?“

Klingbeil: „Naja, das gehört im Wahlkampf dazu, dass ein bisschen auch die Tonart sich verschärft. Das waren jetzt auch harte Vorwürfe, die Friedrich Merz gegen Olaf Scholz erhoben hat im Plenum. Das war etwas, was mal raus musste aus dem Bundeskanzler.“ Scholz habe sich gegen Angriffe gewehrt. „Vertretbar“, meint Klingbeil.

Doch Illner setzt nach: „Hat der Bundeskanzler wirklich vor, das so weiterzumachen?“

Überraschend gibt der SPD-Chef zu: „Ich kannte ‚Tünkram‘ gar nicht, musste erst mal googeln, obwohl ich auch aus dem Norden bin.“ Er redet den Vorfall klein: „Das sollte man abhaken, und dann guckt man nach vorn.“

Kritik kam auch vom neuen Chef der Grünen, Felix Banaszak: „Ich fand das keine angemessene Debatte. Der Bundeskanzler hat sich hingestellt und gesagt, was er alles Tolles getan hat, und dass er der Tollste von allen ist. Kein Wort der Selbstkritik.“

Illners prompte Nachfrage: „Wie lange sind die Grünen schon genervt von dieser Art Selbstgerechtigkeit des Bundeskanzlers?“ Doch da redete Banaszak lieber über den Oppositionschef: „Dass Friedrich Merz seit drei Jahren rumläuft und sagt, ihr könnt nix, das wird der Arbeit, die da geleistet wurde, und den Erfolgen nicht gerecht.“

Unionsfraktionsvize Alexander Dobrindt stellte klar: „Den Ton hat in dieser Debatte der Bundeskanzler gesetzt. Ich habe meine Zweifel, dass die Deutschen das von ihrem Bundeskanzler erwarten. Die Rede war verdammt selbstgerecht.“

Dobrindts Urteil: „Scholz hat die Regierung gesprengt und allen Schuld zugewiesen, dass nichts funktioniert, nur er selbst hat keine Schuld daran. Also die Ignoranz aller anderen ist schuld, dass seine Genialität nicht zum Vorschein kam.“