Tiktok als die neue Taktik? Der Pädagoge und Podcaster Bob Blume (42) hat jetzt bei Markus Lanz (55) gefordert, dass jeder Lehrer und jede Lehrerin für mindestens zwei Wochen auf dem sozialen Netzwerk mit den vielen Kurzvideos unterwegs sein sollte.

Denn, so der Oberstudienrat des Windeck-Gymnasiums Bühl, der auch als Blogger, Bildungsinfluencer und Kolumnist arbeitet: „Wenn man die Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler wirklich verstehen möchte, muss man merken, wie dieser ungeheure Algorithmus einen reinzieht.“ Das könnte auch „sehr informativ“ sein.

„Aus den Augen der Kinder unterrichten“

„Die Kunst ist, sehr stark aus den Augen der Kinder zu unterrichten und nicht aus den Augen der Lehrkräfte, der Erwachsenen“, mahnte Bildungsforscher Olaf Köller (61). Doch die Lehrerausbildung, kritisierte Schulleiterin Silke Müller (42), „reagiert nicht auf diese veränderte Jugend und Kindheit.“

Jedoch mahnt Steffen Sibler (46), Chef einer Brennpunktschule in Berlin-Kreuzberg, vor zu viel Zeit im Internet: „Manche Schüler waren noch nie im Park, im Zoo oder auf dem Fernsehturm, verstehen nicht, was Vogelperspektive ist.“

Social Media für Kinder – verbieten oder vermitteln?

Größtes Problem, so Schulleiterin Müller, die auch niedersächsische Digitalbotschafterin ist: Jedes fünfte Kind von 8 bis 17 leide psychisch, sei einsam oder erfahre auf Social Media Ausgrenzung. Jedes dritte sehe belastende Inhalte, ein Drittel erlebe sexuelle Belästigung.

Lanz sagt: „Australien hat gerade mobile Endgeräte für unter 16-Jährige verboten. Keine Social Media mehr. Drei Viertel der deutschen Eltern wollen das auch, aber ich nehme keine gesellschaftliche Debatte darüber wahr.“

„Diese Debatte haben wir, sie wird aber unter dem Stichwort Handy-Verbot geführt“, erklärt Bildungsforscher Köller. Dabei könne man mit dem Handy im Unterricht viele sinnvolle Dinge machen, etwa Mess-Apps für den Physikunterricht nutzen, oder Bestimmungs-Apps für Biologie. Köller: „Und es ist auch Aufgabe der Schule, Medienerziehung zu betreiben!“

Müllers Fazit: „Wir müssen eine differenzierte Debatte darüber führen, dass es superwichtig ist, ein Verbot der Social-Media-Nutzung einzuführen.“ Ebenso wichtig sei aber auch, „dass es Medienbildung ab der ersten Klasse, sogar schon in der Kita gibt, für diese Schockzustände, die die Kinder dort erwarten.“