Job-Angst bei VW! Die Bosse wurden von den eigenen Mitarbeitern ausgepfiffen, die Wut in den Werken ist groß. Doch die Krise bei Deutschlands größtem Autohersteller betrifft die gesamte deutsche Industrie.

„Wenn Krise ist“, sagte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo (49), dann gehe es nicht nur um die 120 000 Beschäftigten der Volkswagen AG: „Es geht um Niedersachsen. Es geht um Deutschland.“

Über vergangene Krisen, in denen an VW-Standorten die Gewerbesteuer einbrach, sagte Cavallo: „Manche Städte, bei denen unsere Werke liegen, haben so große Steuereinbußen gehabt, dass kein Geld mehr da war, um nachts die Straßenbeleuchtung anzuschalten.“

Autoindustrie wichtigste Branche

Auch Wirtschaftsexperten bestätigen: „Die Autoindustrie ist nach vor die wichtigste Branche in Deutschland. Und in dieser Branche ist VW der Platzhirsch. Wenn der Riese wankt – dann wackelt alles“, sagt Carsten Brzeski (53), Chef-Volkswirt der Großbank ING zu BILD. „Die Zahlen zeigen: Für die deutsche Wirtschaft ist Volkswagen wichtiger als der gesamte Außenhandel mit Griechenland.“

Nach einer Analyse der WELT (gehört wie BILD zu Axel Springer) waren Ende 2023 fast ein Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland für VW tätig. Das Lohnniveau in VW-Städten wie Wolfsburg, Emden, Osnabrück, Zwickau und Dresden würde drastisch sinken, wenn dort Jobs wegfielen.

Dass ein Konzern wie Volkswagen drastische Sparmaßnahmen ankündigt, zeigt auch, wie schlecht es um den gesamten Wirtschaftsstandort steht. Brzeski: „Schon seit Jahren ist es so, dass die großen Dax-Konzerne ihre Gewinne vor allem im Ausland machen. Aber das reicht nicht mehr, um die Verluste in Deutschland auszugleichen. Deshalb muss jetzt hierzulande gespart werden – auch durch die Schließung von Produktionsstandorten.“

„Hustet VW, kriegt Deutschland die Grippe“

► CDU-Mittelstands-Chefin Gitta Connemann (60) sieht eine Mitschuld an der VW-Krise auch bei der Ampel-Regierung und ihrer Wirtschaftspolitik. Sie zu BILD: „Hustet VW, kriegt Deutschland die Grippe. Die Automobilindustrie ist eine Schlüsselbranche, an der Millionen Jobs auch im Mittelstand hängen. Und die Ampel sieht zu und streitet.“

Wirtschaftswissenschaftler Justus Haucap (55), ehemaliger Chef der Monopolkommission, zu BILD: „Die Politik ist mitverantwortlich für die Krise und den langfristigen Niedergang der Automobilproduktion in Deutschland. Wenn Industrie abwandert, haben wir vielleicht die nationalen Klimaziele irgendwann erreicht, aber es geht auf Kosten des bisherigen Wohlstands. Die Fantastereien des Kanzlers von einem grünen Wirtschaftswunder zeigen nur, wie weit die Politik von der Realität entfernt ist.“