Seit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien tobt in Deutschland die Debatte: Sollen Syrer jetzt in ihre Heimat zurückkehren?

Für Krankenhäuser und Pflegeheime könnte das weitreichende Folgen haben. Rund 6000 syrische Ärzte arbeiten in Deutschland. Das sind nur 1,4 Prozent aller Ärzte (ca. 430.000), doch die syrischen Mediziner arbeiten mehrheitlich (rund 5000) in Krankenhäusern – und dort werden sie unbedingt gebraucht. Auch, wenn zur Wahrheit gehört, dass im Zuge der Migrationskrise auch Menschen nach Deutschland kamen, die den Druck auf Praxen und Kliniken erhöht haben.

▶︎ Michael Weber (77), Präsident des Verbandes leitender Krankenärztinnen und -ärzten, zu BILD: „In ländlichen Regionen halten syrische Ärztinnen und Ärzte die Versorgung in Krankenhäusern aufrecht, ohne sie wird es eng.“ Es sei damit zu rechnen, „dass ein substantieller Anteil der rund 5000 syrischen Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern in ihr Heimatland zurückkehrt“. Die Politik habe verschlafen, für mehr Medizin-Studienplätze zu sorgen.

Wie viele Syrer werden wirklich gehen?

▶︎ Susanne Johna (59), 1. Vorsitzende des Ärzteverbandes Marburger Bund, warnt vor einer „relevanten Belastung für die ohnehin angespannte ärztliche Versorgungslage in Deutschland“, sollten syrische Ärzte das Land verlassen.

Auch die Pflege ist auf die Syrer angewiesen. Laut Arbeitsagentur arbeiteten vergangenes Jahr rund 3800 Syrer in der Altenpflege. Die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP), Isabell Halletz, zu BILD: „Sie sind eine zentrale Säule unter den Geflüchteten in der Pflege. Eine Rückkehr dieser Fach- und Arbeitskräfte wäre ein schwerer Schlag für die Altenpflege.“ Kleinere Einrichtungen könnten vor dem Aus stehen, warnt Halletz.

Islam-Experte Eren Güvercin (44) geht davon aus, dass viele der top-ausgebildeten Syrer zurückkehren werden. Zu BILD: „Ich halte es für wahrscheinlich, da die Freude über den Sturz Assads und dem Wunsch am Neuaufbau Syriens mitzuwirken sehr groß ist.“

Migrationsforscher Jochen Oltmer (59, Uni Osnabrück) rechnet hingegen nicht damit, dass viele syrische Ärzte und Pfleger zurückkehren werden. Zu BILD:

„Im Moment und auf absehbare Zeit ist und wird die politische, ökonomische und soziale Situation in Syrien noch sehr stark durch Unsicherheiten geprägt sein.“ Die gut ausgebildeten Syrer im Gesundheitswesen werden „im Moment und aller Voraussicht nach auch weiterhin eher Chancen für sich in Deutschland als in Syrien sehen“.