F ür Ola Källenius, den Chef von Mercedes-Benz, war es sicher der außergewöhnlichste Kundenbesuch seiner Karriere: Zusammen mit mehreren Managern und Mitarbeitern hat er Papst Franziskus im Vatikan ein neues Papamobil übergeben. Es ist ein aufwendig umgebautes Modell des Geländewagens G-Klasse – und zwar in der elektrischen Variante.
Der Papst hat solche Mercedes-Fahrzeuge schon länger in seinem Fuhrpark, bisher aber nur in der älteren Variante mit Verbrennungsmotor. Für Mercedes ist der Elektro-G ein Aushängeschild seiner neuen Produktpalette.
Normalsterbliche müssen für das Serienmodell mindestens 142.621,50 Euro bezahlen. Das Auto für den Papst kostet aber deutlich mehr. Laut Hersteller ist es ein „handgefertigtes Unikat“, das in Zusammenarbeit mit dem Vatikan entwickelt und ausgestattet wurde.
Die Umbauten betreffen nicht nur die Karosserie – hinten mit einer offenen Fläche, auf der ein großer Sessel für den Papst montiert ist, sondern auch den Antrieb. Die vier Motoren sind so eingestellt, dass man damit besonders langsam fahren kann – wichtig für die öffentlichen Auftritte des Kirchenoberhaupts im Auto.
Mercedes liefert auch den ethischen Überbau zu dem Fahrzeug mit. Es „zahlt auf die Enzyklika ‚Laudato Si‘ ein“, heißt es in einer Mitteilung des Autoherstellers. Gemeint ist damit die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit.
Allerdings enthält das Papier des Papstes mit dem Titel des Sonnengesangs von Franz von Assisi noch andere Aussagen. Es erschien 2015 kurz vor der Weltklimakonferenz von Paris. Franziskus fordert darin einen wirksamen Klima- und Umweltschutz, kritisiert die Dominanz der Wirtschaft und die Fixierung der Menschen auf den Konsum.
Den Widerspruch zwischen dem Luxusprodukt Mercedes und dem nach einem Bettelmönch benannten Papst lösen weder der Vatikan noch das Unternehmen auf. Der Elektro-G steht auch in einer langen Tradition von Mercedes-Fahrzeugen für den Papst.
Den ersten Wagen übergab der Hersteller im Jahr 1930 an Papst Pius XI, es war eine Nürburg 460 Pullman-Limousine. Einige Papamobile sind nach ihrer Nutzung im Mercedes-Museum in Stuttgart gelandet.
Zuletzt besuchte Källenius‘ Vorgänger Dieter Zetsche im Jahr 2012 den Vatikan. Er übergab damals eine umgebaute Mercedes-M-Klasse an den inzwischen verstorbenen Benedikt XVI. Auf dem Wagen ist ein fester Aufbau mit großen Glasscheiben montiert.
An Bord der neuen G-Klasse ist nun etwas mehr Platz, das Dach lässt sich auch komplett abnehmen. Als Serienfahrzeug hat der Wagen laut Hersteller eine Reichweite von 468 Kilometern mit einer Batterieladung, innerorts sogar 658 Kilometer. Für den Bedarf des Papstes ist das mehr als genug. Die längste Straße im Vatikan ist nicht einmal einen Kilometer lang.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie.