Stehen bald deutsche Soldaten Auge in Auge mit kampferprobten Russen an der ukrainischen Frontlinie?

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (43, Grüne) hat den Einsatz internationaler Truppen angedeutet. Die sollen bei einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine den Frieden sichern. Heißt: auch die Bundeswehr wäre dabei.

Viele Deutsche stellen sich nun bange Fragen. Zum Beispiel, ob man für einen Einsatz einfach eingezogen werden könnte.

BILD gibt die wichtigsten Antworten:

Könnten junge Männer zwangsrekrutiert werden?

Nein, die Wehrpflicht in Deutschland ist seit 2011 ausgesetzt. Eine Einberufung wäre nur möglich, wenn:

▶ die Wehrpflicht reaktiviert würde – das ist kurzfristig jedoch unwahrscheinlich. Selbst das geplante Gesetz zum „Neuen Wehrdienst“ von Verteidigungsminister Boris Pistorius (64, SPD) sieht lediglich eine verpflichtende Befragung, keinen Einzug, vor.

▶ man Berufssoldat, Zeitsoldat oder Reservist ist und entsprechende Befehle erhält.

Bedeutet: Niemand muss mehr zum Wehrdienst. Allerdings gelten im Verteidigungsfall, also bei einem Angriff auf Deutschland, andere Regeln. Dieser müsste mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag ausgerufen werden (Artikel 115a GG). Ein Friedenseinsatz in der Ukraine wäre jedoch kein Verteidigungsfall.

Was, wenn ich freiwillig mithelfen will?

Hier gäbe es zwei Optionen:

Freiwilliger Wehrdienst: Die Dienstzeit als Freiwilliger beträgt sieben bis 23 Monate, ab einer Verpflichtungszeit von mehr als 12 Monaten nimmt man an Auslandseinsätzen teil. Dabei wäre man Teil der regulären Truppe und müsste die entsprechende Ausbildung durchlaufen.

Humanitäre Hilfe: Es besteht auch die Option, nicht direkt militärisch tätig zu werden. Dann könnte man sich etwa bei Organisationen wie dem Technischen Hilfswerk (THW) oder NGOs engagieren, die in der Ukraine tätig sind.

Wie viele Soldaten wären das?

Friedensmissionen unterscheiden sich erheblich in ihrer Größe. In Mali etwa waren laut Bundeswehr 1100 deutsche Soldaten stationiert. Wie viele es bei einer möglichen Mission in der Ukraine wären, ließ der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags, Marcus Faber (40, FDP), auf BILD-Anfrage offen.

Stattdessen kritisierte Faber den Vorstoß der Außenministerin heftig. „Das muss aufhören.“ Solche hypothetischen Vorschläge ohne Abstimmung mit Bundesregierung und Bundestag zu unterbreiten, sei „verantwortungslos“.

Sein Argument: „Die Bundeswehr hat mit der Landes- und Bündnisverteidigung genug zu tun.“